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Politik: AKW-Betreiber beantragen Zwischenlager an Reaktoren - Eingehen auf Pläne der Bundesregierung

Schon vor neuen Konsensgesprächen mit der Bundesregierung beginnt die Front der deutschen Atomindustrie offensichtlich zu bröckeln. Noch im Sommer hatten die Betreiber von Kernkraftwerken in Westdeutschland darauf bestanden, standortnahe Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente erst dann einrichtenzu wollen, wenn die Energiekonsensgespräche mit der rot-grünen Bundesregierung zu einem für die Atomindustrie zufrieden stellenden Ergebnis gekommen seien.

Schon vor neuen Konsensgesprächen mit der Bundesregierung beginnt die Front der deutschen Atomindustrie offensichtlich zu bröckeln. Noch im Sommer hatten die Betreiber von Kernkraftwerken in Westdeutschland darauf bestanden, standortnahe Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente erst dann einrichtenzu wollen, wenn die Energiekonsensgespräche mit der rot-grünen Bundesregierung zu einem für die Atomindustrie zufrieden stellenden Ergebnis gekommen seien. Jetzt teilte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter mit, es seien bereits neun neue Anträge auf die Genehmigung derartiger Zwischenlager eingegangen. Das sagte der Präsident des BfS, Wolfram König, am Donnerstag auf Anfrage. Zwischenlager sind nach BfS-Angaben für die Kernkraftwerke Brokdorf, Unterweser, Stade, Grohnde, Krümmel, Brunsbüttel, Neckarwestheim, Philippsburg und Biblis beantragt worden.

"Fast alle Anträge aus dem Dezember gehen übereinstimmend von einem Betriebszeitraum von 40 Jahren aus", sagt König. Nach Ansicht von Atomkraftgegnern ist das ein Beleg dafür, dass die Atomindustrie unabhängig von ihren öffentlichen Verlautbarungen davon ausgeht, dass der Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie in diesem Zeitraum vollzogen sein könnte und bis dahin auch über sichere Formen der Endlagerung Eingkeit erzielt worden sei.

Nach Angaben von Atomkraftgegnern werden durch die standortnahe Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente, zu der sich die Atomindustrie jetzt offenbar doch entschlossen hat, insbesondere die mit der bislang gängigen Wiederaufbereitung verbundenen Gefahren sowie die Belastungen der Umgebung der europäischen Wiederaufbereitungsanlagen vermieden. Zudem werde zumindest für absehbare Zeit auch die Öffentliche Hand entlastet, da die aufwendige polizeiliche Absicherung von Castor-Transporten in die zentralen Zwischenlager in Gorleben/Niedersachsen und Ahaus/Nordrhein-Westfalen weitgehend entfalle.

Neben diesen beiden zentralen Zwischenlagern sind im Jahr 1999 bereits zwei erste standortnahe Zwischenlager genehmigt worden. Im Kernkraftwerk Obrigheim ist ein so genanntes Nasslager in Betrieb genommen worden, im stillgelegten DDR-Atomkraftwerk Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern wurde im vergangenen Jahr ebenfalls ein Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle aus diesem Atommeiler sowie aus dem einstigen DDR-Versuchsreaktor in Rheinsberg genehmigt, das zwischenzeitlich auch bereits einen ersten Castor-Behälter aufgenommen hat.

Zudem läuft derzeit das Genehmigungsverfahren für ein bereits im Dezember 1998 beantragtes standortnahes Zwischenlager im niedersächischen Lingen. "Im Dezember haben wir im Rahmen dieses Verfahrens den Erörterungstermin mit den Antragstellern und Widerspruchsführern durchgeführt, der derzeit bei uns ausgewertet wird", so König.

Er betonte, auch bei der ungewöhnlich hohen Zahl der Neuanträge werde sich das BfS nicht unter Zeitdruck setzen lassen, sondern die Verfahren weiterhin anhand der bestehenden Rechtslage und mit aller Sorgfalt durchführen.

Eberhard Löblich

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