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Al-Masri-Ausschuss: Hanning: BND hat nichts gewusst

Ex-BND-Chef August Hanning hat den Vorwurf klar zurückgewiesen, deutsche Stellen hätten schon vor der Rückkehr des Deutsch-Libanesen Al Masri von dessen Verschleppung erfahren. Lediglich ein BND-Mitarbeiter hätte entsprechende Gerüchte in einer Kantine gehört.

Berlin - Deutsche Stellen waren nach den Worten des früheren BND-Chefs August Hanning in keinster Weise in die Entführung des Deutsch-Libanesen Khaled Al Masri durch den US-Geheimdienst verwickelt. Hanning sagte vor dem Untersuchungsausschuss zum Anti-Terror-Kampf in Berlin: "Ich habe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass deutsche Behörden vor der Rückkehr Al Masris irgendeinen Anhaltspunkt für die Entführung hatten." Zwar habe ein BND-Mitarbeiter in Mazedonien in einer Kantine schon im Januar 2004 von einer Entführung gehört. Der Mitarbeiter habe die Information aber nicht weitergeleitet. Der Vorwurf sei "schlicht und einfach falsch, der BND habe frühzeitig von der Entführung erfahren".

Der heutige Innenstaatssekretär sagte weiter, er wisse nicht, welche Bemerkungen in der Kantine genau gefallen seien und welche Beweggründe der Mitarbeiter gehabt habe, das Wissen für sich zu behalten. Es sei aber "abwegig" zu glauben, dass der BND stillschweigend die Entführung eines deutschen Staatsbürgers geduldet hätte, wenn die Behörde davon gewusst hätte. Hanning räumte erneut ein, dass es sich dabei um eine Panne gehandelt habe. "Das Verhalten ist ja sehr merkwürdig", sagte er mit Blick auf den Mitarbeiter. Dies widerspreche auch all seinen Erfahrungen. Weshalb dies so gewesen sei, könne er aber nicht beurteilen, weil er dann nicht mehr BND-Chef gewesen sei. Hanning hob hervor, er selbst habe erstmals im Juni 2004 von dem Fall erfahren.

Al Masri war nach eigenen Angaben Ende Dezember 2003 an der mazedonischen Grenze festgenommen und später vom US-Geheimdienst CIA in ein Gefängnis ins afghanische Kabul gebracht worden. Dort wurde er nach seinen Aussagen bei den Verhören auch immer wieder misshandelt. Am 29. Mai 2004 wurde er zurück nach Albanien geflogen und freigelassen. Zwei Tage später fand ein Gespräch zwischen Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und dem damaligen US-Botschafter Daniel R. Coats statt, in dem Schily informiert wurde. Auch Schily war vorgehalten worden, er könnte schon früher von dem Fall gewusst haben, weil er Anfang Mai in den USA war. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt in dem Fall. (tso/AFP)

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