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Terror

© dpa

Al Qaida: Sterben für bin Laden

„Al Qaida im Maghreb“ kündigt weitere Anschläge an – „bis alle Länder des Islam befreit sind“.

Es war die Handschrift von Al Qaida: Wieder geschah der Terroranschlag am 11. eines Monats, wieder an einem Vormittag und wieder durch nahezu zeitgleiche Explosionen an zwei symbolträchtigen Orten. Diesmal waren das Gebäude des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der oberste Gerichtshof Algeriens Ziel der Selbstmordattentäter, beim vorangegangen Großanschlag in Algier am 11. April waren es der Amtssitz des algerischen Ministerpräsidenten und ein Polizeikommissariat in Osten der Hauptstadt. Nach Angaben des algerischen Außenministers Mourad Medelci starben am Dienstag 30 Menschen und wurden 28 weitere schwer verletzt. Die algerische Zeitung „Al Watan“ berichtete dagegen von 72 Toten und 200 Verletzten. Unter den Toten seien fünf Ausländer, sagte Medelci. Mindestens elf Mitarbeiter der Vereinten Nationen verloren ihr Leben.

„Dieses Attentat wird die Kreuzfahrer, die unser Land besetzt halten und unsere Bodenschätze ausrauben, daran erinnern, dass sie aufmerksam zuhören sollten, was unser Emir Osama bin Laden ihnen zu sagen hat“, heißt es in der Internetbotschaft, mit der sich am Dienstagabend die Gruppe „Al Qaida im islamischen Maghreb“ (BAQMI) zu den Anschlägen bekannte. Die Anschläge würden fortgesetzt, „bis alle Länder des Islam befreit sind“. Fotos zeigen die beiden Selbstmordattentäter Abdel Rahmane al Assmi und Ibrahim Abou Othmane in typischer Pose mit Sturmgewehren und der grünen Fahne des Islam. Zeugen hatten den älteren Othmane als Fahrer des mit Sprengstoff beladenen Lastwagens gesehen, der vor dem UN-Gebäude explodierte.

Die Gruppe „Al Qaida im islamischen Maghreb“ ist Anfang 2007 aus der Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) hervorgegangen. Die GSPC entstand Ende der neunziger Jahre als Abspaltung der algerischen „Groupe Islamique Armée“ (GIA). Sie hatte nach der Annullierung der Parlamentswahl von 1992 Algerien in einen fast zehnjährigen Bürgerkrieg gestürzt, der mindestens 150 000 Menschen das Leben kostete. Die Spaltung der beiden Terrorgruppen wurde ausgelöst durch einen Streit darüber, ob auch Zivilisten legitime Ziele von Attentaten seien. Die GIA hatte seit 1992 zehntausende Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, in nächtlichen Massakern abgeschlachtet. Hassan Hattab, der Gründer der GSPC, vertrat dagegen den Standpunkt, nur Mitglieder von Sicherheitskräften oder Regierungsstellen seien legitime Angriffsziele.

Als Präsident Bouteflika 2005 allen ehemaligen islamistischen Kämpfern ein Amnestieangebot machte, lehnte die GSPC als einzige ab. Ihre schätzungsweise 500 bis 800 Kämpfer blieben im Untergrund, vor allem in der gebirgigen und schwer zugänglichen Region der Kabylie, wo es bis heute fast täglich zu Schießereien oder kleineren Attentaten kommt. Zuletzt hatten die Sicherheitskräfte ihr Vorgehen dort intensiviert. Mitte November gelang es sogar, den Islamistenchef des Großraumes Algier, Fateh Bouderbala, festzunehmen – die Nummer zwei in Algeriens Terrorhierarchie. In seinem Unterschlupf fanden die Polizisten 800 Kilo Sprengstoff und drei fertiggebaute Bomben. Darauf bezieht sich jetzt – drei Wochen später – der jüngste Bekennertext im Internet. Der Doppelanschlag, heißt es dort, räume mit der Legende auf, „wonach der harte Kern der GSPC zerstört worden ist“.

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