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Al Quaida: Gefahr jenseits des Mittelmeers

Europa schaut besorgt auf die neue Anschlagsserie in Algerien. Al Qaida baut ihr Terrornetzwerk im Maghreb weiter aus.

Algerien wird erneut von einer Serie von Terroranschlägen heimgesucht: Bei einem Attentat haben radikalislamische Terroristen am Sonntagabend nach Angaben des algerischen Verteidigungsministeriums einen französischen Bauingenieur und seinen Fahrer getötet. Algerische Medien sprachen sogar von 13 Toten. Diese Zahl wurde vom Ministerium dementiert, allerdings gibt die algerische Regierung die Opferzahlen nach Anschlägen häufig niedriger an. Berichte über einen weiteren Anschlag mit 20 Toten in der Stadt Bouira, etwa 120 Kilometer östlich von Algier, wies der staatliche Rundfunk am Montag als falsch zurück.

Das Attentat vom Sonntag war der fünfte Anschlag binnen fünf Tagen. Er richtete sich gegen eine französische Baufirma in der algerischen Kleinstadt Beni Amrane, rund 100 Kilometer östlich von Algier. Nach inoffiziellen Berichten zündeten Terroristen zunächst einen Sprengsatz, der den Ingenieur und seinen algerische Chauffeur tötete. Als lokale Sicherheitskräfte und Sanitäter eintrafen, ging eine zweite Bombe hoch.

Beni Amrane liegt in der Kabylei-Region, wo bewaffnete Islamisten eine ihrer Hochburgen haben. Und wo zugleich der politische Widerstand gegen das Regime von Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika (71) sehr groß ist. Schon in den Tagen zuvor waren in der Nähe mindestens sechs Soldaten durch eine Bombe getötet worden. Wenigstens drei weitere Militärs kamen nahe Algier durch einen Sprengsatz um.

Europa ist besorgt

Mit Besorgnis betrachtet Europa, dass die Terrorgefahr auf der anderen Seite des Mittelmeeres immer größer wird. Seit sich Ende 2006 in Nordafrika die "Al Qaida im Maghreb" formierte, nimmt die Zahl der Terroraktivitäten dort spürbar zu. Dies gilt vor allem für das Krisenland Algerien, dessen wiedererstarkte Islamistenbewegung "Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf" (GSPC) das Rückgrat Al Qaidas in Nordafrika bildet.

Im Dezember 2007 hatten die Terroristen in Algier ein UN-Gebäude mit einer Lkw-Bombe angegriffen und 17 ausländische Mitarbeiter getötet. Vor kurzem wurden algerischen Medien zufolge Anschlagsvorbereitungen gegen die US- Botschaft in Algier aufgedeckt. Auch in Marokko, wo die Islamisten ebenfalls immer aktiver werden, wurden in den letzten Monaten Anschlagspläne gegen touristische Einrichtungen bekannt. Vor diesem Hintergrund bauen europäische Staaten und die USA ihre Sicherheitspartnerschaft mit Nordafrika, sogar mit dem früheren "Schurkenstaat" Libyen immer weiter aus. Dabei wird vor allem Rüstungs- und Ausbildungshilfe geleistet.

Im Februar waren zwei österreichische Wüstentouristen von "Al Qaida im Maghreb" in Südtunesien gekidnappt und über die algerische Grenze in die Sahara verschleppt worden. Die Entführer, die die Geiseln inzwischen seit über 100 Tagen in ihrer Gewalt haben, sollen sich in Südalgerien oder im Norden Malis versteckt halten. Ursprünglich forderten sie die Freilassung von Gesinnungsgenossen in Nordafrika. Nun geht es aber offenbar vor allem um Lösegeld. Österreichs Regierung steht über Mittelsmänner in Kontakt mit den Kidnappern.

Ralph Schulze[Madrid]

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