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Alkoholprobleme: Japans Finanzminister tritt zurück

Ein kleines Gläschen Wein auf eine große Portion Erkältungsmittel – mit dieser Rezeptur hat Japans Finanzminister Shoichi Nakagawa seine Karriere gegen die Wand gefahren. Zumindest lautet so seine eigene Erklärung für einen bizarren Auftritt am vergangenen Wochenende, der ihn am Dienstag zum Rücktritt zwang.

Tokio - Bei einer Pressekonferenz am Rande des G-7-Treffens in Rom hatte Nakagawa mit lallender Stimme auf Fragen geantwortet, die teilweise gar nicht an ihn gerichtet waren. Die Aufnahmen führten in Japan zu Spekulationen über ein Alkoholproblem und Zweifel an seiner Amtsfähigkeit. In einem ungewöhnlichen Schritt meldete sich sogar Ex-Premier Yoshiro Mori zu Wort und erklärte, er habe Nakagawa schon vor Jahren gewarnt, sich mit dem Alkohol zurückzuhalten.

Regierungschef Taro Aso hatte seinem engsten Verbündeten im Kampf gegen die Finanzkrise zwar noch am Montag das Vertrauen ausgesprochen. Aber nachdem die Opposition einen Misstrauensantrag im Parlament angedroht hatte, erklärte Nakagawa, er werde sein Amt niederlegen, sobald der aktuelle Haushaltsentwurf verabschiedet sei.

Allerdings dürfte Nakagawa seiner Regierung weniger eine Last abgenommen als eine neue aufgeladen zu haben. Sein fahriger Auftritt scheint symptomatisch für Asos Krisenmanagement. Obwohl die Rezession in Japan doppelt so schnell voranschreitet wie in Europa, wirkt Tokios politischer Apparat derzeit vor allem mit sich selbst beschäftigt. Seit Monaten herrscht ein heimlicher Wahlkampf, denn spätestens im September stehen Neuwahlen an. Große Teile der beiden Konjunkturpakete von insgesamt rund 75 Billionen Yen (636 Milliarden Euro) stecken noch im Parlament fest. Im Oberhaus hat die Opposition die Mehrheit und versucht zu verhindern, dass die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) sich mit effektiver Krisenbekämpfung profilieren kann. In jüngsten Umfragen rutschten Asos Zustimmungswerte unter zehn Prozent. Bernhard Bartsch

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