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Politik: Alle gegen Bush

Im Fernsehen attackierten die republikanischen Präsidentschaftsbewerber den Amtsinhaber

In einem sind sich selbst die republikanischen Präsidentschaftskandidaten einig mit den Demokraten: Die Art, wie ihr Mann im Weißen Haus den Irakkrieg geführt hat, ist eine Katastrophe. Zwei Tage nach den Demokraten debattierten die zehn konservativen Bewerber in New Hampshire. Der Neuenglandstaat bildet im Januar 2008 zusammen mit Iowa die erste entscheidende Hürde. Die Basis der Partei wird abstimmen. Wer hier strauchelt, hat kaum noch Chancen auf die Nominierung. Alle zehn Republikaner distanzierten sich von George W. Bush.

Natürlich prügelten sie erst einmal auf die Demokraten ein, die einen raschen Rückzug fordern, und beschimpften sie als Feiglinge, die vor der Gefahr davonlaufen. Die Nachfragen des CNN-Moderators Wolf Blitzer nach ihrer eigenen Strategie offenbarten aber gravierende Unterschiede. John McCain, Vietnamheld und Senator aus Arizona, will alles tun, um den Widerstand im Irak zu besiegen. Bush habe spät zur richtigen Strategie der Truppenverstärkung gefunden, aber man müsse ihr „eine Chance geben“. Sonst „kommt der Terror zu uns“. Die anderen verlegten sich auf diesen Ausweg: Den Kampf gegen die Rebellen sollten endlich die Iraker übernehmen. Keiner der zehn war bereit, die Invasion Iraks einen Fehler zu nennen. Es wäre „undenkbar gewesen, Saddam Hussein nicht zu stürzen“, rief Rudolph Giuliani, Ex-Bürgermeister von New York, energisch.

Er führt stabil in den Umfragen, mit Werten um 34 Prozent, gefolgt von McCain (20 Prozent) und Mitt Romney (elf Prozent). Romney war Gouverneur von Massachusetts, ist Mormone und erfolgreicher Geschäftsmann, der den Wirtschaftsflügel der Republikaner anspricht. Die übrigen sieben Kandidaten kommen bisher nicht über zwei Prozent. Ein Elfter lauert hinter den Kulissen, der sofort in die Spitzengruppe käme: Fred Thompson, ein populärer Schauspieler und Ex-Politiker aus Tennessee, sozusagen der Ronald Reagan des Wahlkampfs 2008. Er wurde nach der Debatte im Fernsehen zugeschaltet und charakterisierte die zehn als „Bozos“: Politiker ohne den Mumm, richtig aufzuräumen. Seine Rhetorik richtet sich gegen „die da in Washington“.

Das zweite beherrschende Thema für Republikaner ist die Reform des Einwanderungsrechts. Mindestens zwölf Millionen Menschen aus Mittel- und Südamerika leben illegal in den USA. Bush und die Demokraten wollen ihnen einen Weg zu einem Aufenthaltsrecht anbieten, die Rechte nennt solchen Pragmatismus verächtlich „Amnestie“. Fast alle Bewerber forderten schärfere Grenzsicherung und die „Deportation der Illegalen“.

Die viel zitierte „Mauer“ ist freilich ein Kunstbegriff. Tatsächlich sind nur 400 der 2 500 Kilometer langen Grenze zu Mexiko gesichert. Große Teile sind Wüste, die man nur unter Lebensgefahr zu Fuß durchqueren kann. Auch hier steht allein McCain gegen die Wunschlinie der Partei. Er ist Initiator eines Kompromisspaketes, das Duncan Hunter, Abgeordneter aus Kalifornien, unter Beifall als das „Bush-McCain-Kennedy-Gesetz“ verspottete. Offenkundig kann man inzwischen nicht nur mit Angriffen auf den Demokraten Kennedy, sondern auch mit Attacken auf den eigenen Präsidenten bei der republikanischen Basis punkten.

Giuliani nannte den Entwurf „eine der typischen Schnapsideen aus Washington“, die „alles nur schlimmer macht“. Populär auf der Rechten ist auch die Forderung, Englisch zur „offiziellen Sprache der USA“ zu erklären. Abermals widersprach nur McCain: Indianerstämme hätten das verbriefte Recht auf den Gebrauch der eigenen Sprache. Warum also nicht auch Lateinamerikaner?

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