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Politik: Allein gegen die Gotteskrieger Kabuler Abgeordnete greift Warlords an – und braucht UN-Schutz

Eine Frau war es, die bei der Loya Dschirga, der afghanischen Ratsversammlung, den ersten großen Eklat auslöste. Malalai Dschuja, die Vizevorsitzende des Verfassungskonvents, sagte, Kämpfe rivalisierender Gruppen von Mudschahedin – der Gotteskrieger, die gegen die sowjetischen Truppen gekämpft hatten – hätten Anfang der Neunziger den Bürgerkrieg heraufbeschworen, der 1995 die Taliban auf den Plan rief.

Eine Frau war es, die bei der Loya Dschirga, der afghanischen Ratsversammlung, den ersten großen Eklat auslöste. Malalai Dschuja, die Vizevorsitzende des Verfassungskonvents, sagte, Kämpfe rivalisierender Gruppen von Mudschahedin – der Gotteskrieger, die gegen die sowjetischen Truppen gekämpft hatten – hätten Anfang der Neunziger den Bürgerkrieg heraufbeschworen, der 1995 die Taliban auf den Plan rief. Malalai Dschuja wurde in der Westprovinz Farab gewählt, wo ethnische Turkmenen die Bevölkerungsmehrheit stellen. Die, nur oberflächlich islamisiert, räumen Frauen von jeher die Gleichstellung ein.

Die Mudschahedin, die auf der Versammlung eine erdrückende Mehrheit stellen, seien Kriminelle, fuhr Dschuja unerschrocken fort. Sie hätten nicht das Recht, das afghanische Volk zu vertreten. Die Mudschahedin seien zudem seit jeher die frauenfeindlichste Fraktion der afghanischen Gesellschaft. Außerdem seien die Gotteskrieger für die gegenwärtige, katastrophale Situation verantwortlich und würden, wenn ihnen nicht Einhalt geboten würde, neues Unheil anrichten. Daher sollten die einstigen Kommandeure vor ein afghanisches Gericht oder ein internationales Tribunal gestellt werden.

Ein tumultartiger Aufruhr der insgesamt 600 Delegierten hinderte sie dann am Weitersprechen. Einer der Feldkommandeure, Abdul Rasul Sayyaf, verlangte, die Delegierte von der Teilnahme an der Dschirga auszuschließen und Rednern, die ähnliche Vorwürfe äußern, künftig das Mikrophon abzudrehen. Die Gotteskrieger hätten ihr Leben riskiert, um Afghanistan von den sowjetischen Invasoren zu befreien. Zwar versuchte der Dschirga-Vorsitzende Sabgatullah Mudschadiddi, den Zwischenfall später als „Beweis für die demokratische Atmosphäre“ herunterzuspielen. Doch Dschuja erhielt später Morddrohungen – und musste unter den besonderen Schutz der UN gestellt werden. Seitdem wird sie von Sicherheitsleuten in die Loya Dschirga begleitet.

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