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Politik: Allein unter Brüdern

Die arabischen Staaten drängen den Irak, die UN-Resolution anzunehmen – und bieten eigene Kontrolleure an

Bagdad hat noch vier Tage Zeit, offiziell auf die neue UN-Resolution zu reagieren. Aber die Antwort scheint klar: Angesichts der einstimmigen Annahme der Resolution, die auch von dem nicht-ständigen Mitglied im Sicherheitsrat, Syrien, mitgetragen wurde, wird Saddam Hussein den Text wohl akzeptieren. Davon geht jedenfalls der saudische Außenminister aus. Prinz Saud al-Faisal erklärte nach einem am Rande der Konferenz arabischer Außenminister in Kairo, man habe „begrüßt, dass der Irak die Resolution 1441 angenommen hat", nachdem Syrien versichert hätte, der Text enthalte keine Klausel, die einen militärischen Angriff ohne neues UN-Votum rechtfertige. Der irakische Außenminister Naji Sabri dagegen erklärte nach dem Treffen, Bagdad „studiere" den Text der Resolution noch. Zum Abschluss ihres Treffens riefen die Außenminister der Arabischen Liga den Irak und die UN zur Zusammenarbeit auf. In einer Resolution verlangten sie zudem die Einbeziehung arabischer Experten in die Gruppe der Waffeninspekteure.

Saddam Hussein hat somit wenig Spielraum. Das Votum Syriens im Sicherheitsrat hat die Weichen für die arabische Reaktion gestellt. Seit die USA die UN eingeschaltet haben, ist der Widerstand der arabischen Regime gegen einen möglichen Militärschlag in sich zusammengefallen.

Nur die irakische und libanesische Presse kritisierte die Zustimmung Syriens. Die irakische Zeitung „Babel" von Saddam Husseins Sohn Udai warf Syrien Verrat vor. Ein Leitartikel stand in Anspielung auf den Verschwörer gegen Cäsar unter der Überschrift „Auch du, Brutus". Darin hieß es, „sogar du, Syrien, hast die Resolution unterstützt". Die libanesische Tageszeitung „Daily Star" warf Damaskus „Zynismus" vor und erklärte, Syrien habe seine Verbündeten geopfert, um seine eigene Position zu stärken. Der Irak hatte in den vergangenen Monaten versucht, Syrien mit lukrativen Verträgen auf seine Seite zu ziehen.

Allerdings war Syrien auch starkem Druck aus den USA ausgesetzt, die dem Land seine Verbindungen zur islamistischen Hisbollah in Libanon vorwerfen. Der US-Kongress erwägte sogar politische und wirtschaftliche Sanktionen gegen das Regime von Bashar al-Assad. US-Präsident George Bush machte indes deutlich, dass er diesen Vorstoß nicht unterstützt: Offenbar weiß er ein stabiles, säkulares Syrien in dieser unruhigen Region zu schätzen. Daher nahmen die USA wohl auch den regen Handel zwischen Bagdad und Syrien hin. Im Gegenzug hat Syrien schließlich für den Resolutionstext gestimmt.

Von seiner Zustimmung verspreche sich Syrien, dass auch die UN-Resolutionen zum Nahostkonflikt durchgesetzt würden, erklärte der stellvertretende syrische UN-Vertreter Faisal Mekdad. Denn für Syrien hat die Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes Priorität. Nicht zuletzt hatte Syrien das Beispiel Jemens vor Augen, das 1990 im UN-Sicherheitsrat gegen den Angriff auf den Irak stimmte. Die USA nannten dies das „teuerste Nein in der Geschichte" und beendeten die finanzielle Unterstützung für Sanaa.

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