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Laut einer Umfrage haben Menschen im Osten Deutschland weniger Vertrauen in den Staat und die Politik als Westdeutsche.

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Allensbach-Umfrage: Ostdeutsche vertrauen Demokratie weniger als Westdeutsche

Die Skepsis vieler Menschen in Ostdeutschland ist laut einer Studie auch 30 Jahre nach der Einheit groß. Kanzlerin Angela Merkel äußert Verstädnis.

Seit fast drei Jahrzehnten ist Deutschland wiedervereint, doch noch immer gibt es zahlreiche Unterschiede zwischen beiden Landesteilen. Bundeskanzlerin Angel Merkel hat nun in einem Interview Verständnis für die Unzufriedenheit im Osten gezeigt. „Ich finde es nicht so verwunderlich, dass es in Ostdeutschland Frustrationen gibt“, sagte Merkel in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Das Land war vielleicht nie so versöhnt, wie man dachte.“ Viele Ostdeutsche hätten lange akzeptiert, weniger zu verdienen. „Hoffnungen, die Angleichung werde schnell gehen, sind in einigen Bereichen zerstoben“, sagte die CDU-Politikerin. Auch seien die Ostdeutschen noch immer in vielen Führungspositionen unterrepräsentiert.

Ostdeutsche haben wenig Vertrauen in den Staat

Dass viele Menschen im Osten des Landes weniger Vertrauen in den Staat und ihre Institutionen haben, wird auch in einer aktuellen Umfrage deutlich. Nur 42 Prozent der Befragten in Ostdeutschland gaben an, dass die Demokratie die beste Staatsform sei. In Westdeutschland sind es 77 Prozent. Das geht aus einer repräsentativen Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hervor. Gleichzeitig ist die Mehrheit der Befragten mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden – und zwar in bei den Landesteilen. Auch die Zufriedenheit der Rentner unterscheidet sich wenig: Im Osten sind 50 Prozent, im Westen 56 Prozent mit der Höhe ihrer Rente zufrieden.

Wut richtet sich gegen Kanzlerin

Ungleich verteilt ist hingegen das Vertrauen in staatliche Institutionen: Nur 39 Prozent der Ostdeutschen sind überzeugt, dass die Gerichte unabhängig Urteile fällen. Im Westen sind es 56 Prozent. Die Wut vieler Menschen im Osten richtet sich aber oft nicht gegen einzelne Behörden, sondern gegen die Bundeskanzlerin selbst. Auch hier zeigt Merkel Verständnis:„Das ist nicht paradox“, sagte sie in dem Interview weiter. „Das begann schon mit der Euro- und Finanzkrise und hat sich dann durch die vielen Flüchtlinge, die zu uns kamen, noch einmal verstärkt.“
In der Allensbach-Umfrage, für die im Januar 1249 Menschen befragt wurden, ist auch die Zuwanderung ein wichtiges Thema. Die beiden Landesteile liegen dabei gar nicht so weit auseinander: 75 Prozent der Ostdeutschen halten eine Begrenzung der Zuwanderung für wichtig, in Westdeutschland sind es 65 Prozent.

Ursachen historisch begründet

Dass die Menschen im Osten skeptischer bei der Zuwanderung sind, hat nach Ansicht Merkels auch historische Gründe: „Es hat mich nicht verwundert, dass sich viele Menschen in den neuen Ländern mit einer solchen Entscheidung noch etwas schwerer taten als die in den alten Ländern.“ In der DDR hätte es zu wenig Erfahrung mit anderen Kulturen gegeben, erklärte die 64-Jährige im Gespräch mit der „Zeit“.

Patrick Reichelt

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