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Politik: Alles nach Plan?

Das US-Kommando in Katar meldet erfolgreiche Angriffe. Saddam Hussein dagegen lässt verkünden, der Vormarsch der USA sei gestoppt

Washington/Bagdad. Vizepräsident Dick Cheney war sich ganz sicher. Vier Tage vor Beginn des IrakKriegs verkündete er: „Es ist keine Frage, dass das irakische Volk Saddam Hussein loswerden will und die USA als Befreier feiern wird“. Doch eine Woche nach Beginn des Krieges wartet Washington weiter auf den Jubel der Bevölkerung.    General Tommy Franks, US-Kommandant des Irak-Feldzugs, hat eine Erklärung dafür, warum die Iraker beim Einmarsch bisher nicht gejubelt haben. Es sei schlicht die Angst der Menschen vor der Milizen des Regimes, sagte er. Doch mit der Zeit würden die Iraker erkennen, dass sie keine Angst mehr vor Saddam Hussein haben müssten.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld nennt dies den Punkt, an dem die Stimmung unter den Menschen kippen werde. Allerdings riet er den Irakern zugleich, den richtigen Moment erst noch abzuwarten. Einige Experten meinen indes, dass die US-Führung die Lage von Anfang an falsch beurteilt habe. „Sie haben sich nicht dabei verschätzt, wie sehr die Iraker Saddam lieben. Die Fehlkalkulation war, dass sie dachten, dies würde sich in Liebe für Amerika verwandeln“, sagte der Nahostexperte Shibley Telhami von der University von Maryland der Zeitung „USA Today“.

Die Liebe wird umso eingeschränkter sein, je öfter die irakische Bevölkerung noch Bilder von zivilen Opfern zu sehen bekommt. Bilder wie etwa von jener Explosion in einer belebten Geschäftsstraße in Bagdad. Dort sind am Mittwoch nach Augenzeugenberichten mindestens 14 Menschen getötet und zehn verletzt worden. Zunächst war unklar, ob – wie von offiziellen irakischen Stellen erklärt – ein alliierter Angriff mit Raketen oder Bomben die Ursache war.

Die Explosion ereignete sich im Nordosten Bagdads. Auf Bildern des arabischen Fernsehsenders Al Dschasira aus dem Geschäfts- und Wohnviertel Al Schaab waren unter anderem ein beschädigtes zweistöckiges Haus, mehrere zerstörte Läden und ein noch qualmendes, völlig verkohltes Auto zu sehen. Daneben lag eine Leiche. Männer trugen mit bloßen Händen mehrere Tote weg. Auf einem Platz war ein Einschlagkrater zu sehen. „Wir hörten die Detonation zweier Raketen“, berichtet der Kfz-Werkstättenbesitzer Ali Suldani. Die Front seiner Werkstatt, in der er Autoauspuffe repariert, wurde von der Druckwelle ebenso weggesprengt wie die anderer Häuser und Geschäfte in dieser Zeile. „Wir waren alle bei der Arbeit, als es passierte“, sagte er. Zu seinen Füßen sind Blutspritzer in die Erde gesickert.

Der Irak nutzte die kritische Lage der Alliierten am Mittwoch, den Stopp von deren Vormarsch auf Bagdad zu verkünden. „Sie bewegen sich nicht mehr vorwärts, und wir haben sie in der vergangenen Nacht und heute Morgen angegriffen“, sagte Informationsminister Al Sahhaf in Bagdad. Er warf den amerikanisch-britischen Truppen zudem vor, sie setzten bei ihren Luftangriffen „in hysterischer Art und Weise“ Streubomben gegen zivile Ziele ein. Allein in Nassirijah seien mehr als 500 Zivilisten getötet worden.

Nach Angaben des US-Militärs verläuft der Krieg dagegen nach Plan. Die Angriffe seien und blieben „wirksam“, sagte General Vincent Brooks vom US-Zentralkommando in Katar. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon meldete am Mittwoch im Unterhaus kein weiteres Vorrücken der alliierten Verbände, sprach aber dennoch von „bedeutenden Fortschritten“ seit Freitag. Bei einem der schwersten Kämpfe seit Kriegsbeginn kamen im Süden von Bagdad am Dienstag nach US-Angaben 150 bis 200 irakische Kämpfer ums Leben. Amerikanische Soldaten seien bei den Gefechten in der Region zwischen Nadschaf und Kerbela, etwa 150 Kilometer südlich von Bagdad, nicht getötet worden, berichtete der US-Sender CNN unter Berufung auf das Pentagon.Tsp/dpa

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