zum Hauptinhalt

Politik: Allianz verdient prima – und streicht Jobs

Der Konzern will 7500 Stellen abbauen und ganze Standorte schließen / Berlin verliert 170 Arbeitsplätze

Berlin - Der größte deutsche Versicherungskonzern Allianz streicht in Deutschland trotz eines Milliardengewinns fast 7500 Arbeitsplätze. Rund 5000 Stellen sollen bei der Versicherung selbst wegfallen, weitere 2480 bei der Tochter Dresdner Bank. Der Stellenabbau solle bis zum Jahr 2008 umgesetzt werden, teilte der Konzern am Donnerstag in München mit.

Der Betriebsrat reagierte empört. „Wir fühlen uns überrollt“, sagte Lutz Steinhardt, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, dem Tagesspiegel. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kündigte Protestaktionen und Warnstreiks an. „Die Beschäftigten haben angesichts des Rekordgewinns der Allianz von 4,5 Milliarden Euro kein Verständnis für den Umgang des Konzerns mit den Beschäftigten“, kritisierte Uwe Foullong, Mitglied des Verdi-Bundesvorstands. Die Gewerkschaft will erreichen, dass der Konzern bis zum Jahr 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Die Allianz hat dieses aber nur bis Ende 2007 garantiert. Eine Verlängerung des Kündigungsschutzes knüpft das Unternehmen an Wachstums- und Kostenziele, die bisher nicht näher genannt sind.

Mit der Ankündigung, trotz glänzender Bilanzen massenhaft Stellen zu streichen, steht die Allianz nicht allein da. Im vergangenen Jahr hatte Deutsche-Bank- Chef Josef Ackermann für Empörung gesorgt, als er in einem Atemzug einen Milliardengewinn und den Abbau von Stellen angekündigt hatte. Auch die Deutsche Telekom will trotz eines Überschusses von 5,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr 32 000 Stellen abbauen.

Allianz-Chef Michael Diekmann warb am Donnerstag um Verständnis für die Einschnitte. Diese seien nötig, um die verbliebenen rund 25 000 Arbeitsplätze zu sichern. Die Allianz ist Marktführerin im deutschen Versicherungsgeschäft, jeder vierte Bundesbürger ist statistisch gesehen bei dem Unternehmen versichert. Der Versicherungsriese verliert jedoch seit Jahren Marktanteile.

Die Stellenstreichungen sind Folge eines Radikalumbaus des Konzerns. Die Lebens-, Sach- und Krankenversicherungen werden unter dem Dach der Allianz Deutschland gebündelt, der Vertrieb wird ausgegliedert. Damit soll der Konzern straffer und kostengünstiger arbeiten können. Vom Stellenabbau am stärksten betroffen sind die Standorte Köln und Frankfurt am Main. Köln mit rund 1300 Beschäftigten soll komplett geschlossen werden, in Frankfurt sollen nach Verdi-Angaben von rund 2000 Arbeitsplätzen nur 700 übrig bleiben. Berlin kommt mit einem Verlust von 170 Stellen noch relativ glimpflich davon. Diese Zahl bezieht sich jedoch nur auf den Versicherungsbereich. Wie viele Stellenkürzungen bei der Dresdner Bank in Berlin hinzukommen, lässt sich derzeit noch nicht sagen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false