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Politik: Alt-Kanzler feierte mit Frau und zwei Freunden im elsässischen "Cheval Blanc"

Es war ein großes Versteckspiel. Wo würde Helmut Kohl seinen 70.

Von Andreas Oswald

Es war ein großes Versteckspiel. Wo würde Helmut Kohl seinen 70. Geburtstag feiern? Am Montag gab es kaum ein besser gehütetes Geheimnis. Das einzige, was am Morgen bekannt wurde, war, dass das Ehepaar Kohl sein Haus in Oggersheim verlassen hatte und sich von einem Chauffeur in einer Limousine mit getönten Scheiben an einen unbekannten Ort bringen ließ.

Gerüchte schwirrten. Spätestens als die "Tagesthemen" den für Kohl gedeckten Tisch im Deidesheimer Hof zeigten und den angeblich enttäuschten Sterne-Koch Manfred Schwarz präsentierten, der sich gar nicht erklären konnte, warum sein scheinbar angekündigter Gast nicht gekommen war, kam der Verdacht auf, dass die Medien bei dem Versteckspiel gezielt in die Irre geführt worden waren. Das Gerücht, dass Kohl mit seiner Frau Hannelore in den Deidesheimer Hof gehen würde, konnte eigentlich nur Desinformation sein. Der angebliche Tipp war einfach zu nahe liegend, handelt es sich doch schließlich um Kohls Lieblingsrestaurant, wo er so gerne Pfälzer Saumagen isst.

Die einzige Zeitung, die am Dienstag mit dem Hinweis auf das "Cheval Blanc" erschien, war das "Offenburger Tageblatt".

Die Zeitung berichtete aber fälschlicherweise, außer dem Ehepaar Kohl seien nur zwei Chauffeure dabei gewesen. Wie ein Augenzeuge dem Tagesspiegel berichtete, waren bei dem Essen vielmehr Kohls langjähriger und bester Freund Monsignore Erich Ramstetter und dessen Bruder anwesend. Ramstetter ist seit 40 Jahren geistlicher Beistand des früheren CDU-Vorsitzenden. Er war einer der wenigen, die Kohl nach Bekanntwerden der Spendenaffäre öffentlich in Schutz nahmen.

Das elsässische Restaurant "Le Cheval Blanc" liegt in Niedersteinbach bei Wissembourg und ist nicht weit von der Grenze zur Pfalz entfernt. Es gilt als preiswert. Die Menus kosten nur zwischen 95 und 300 Francs. Das Lokal ist mit 110 Plätzen relativ groß. Es hat keinen Stern, wird aber von Kennern einer bodenständigen elsässischen Küche geschätzt. Wie Charles Zinck, der Vater des Inhabers, gestern sagte, habe sich die Gruppe um Kohl nicht in einen separaten Raum gesetzt, sondern unter die Gäste gemischt. Kohl habe Quiche Lorraine und Quenelle de Brochet gegessen - Lothringer Speckkuchen und Hechtknödel. Kohl esse dieses Gericht immer, wenn er dieses Lokal besuche, sagte Zinck. Er komme seit 35 Jahren etwa ein bis zwei Mal im Jahr. Früher sei er öfter mit mehreren Leuten - etwa 20 - gekommen. Marlene Zinck, die Frau von Charles, sei seit über 35 Jahren mit Kohl befreundet.

Laut Zinck waren außer dem Ehepaar Kohl und den Ramstetters etwa 40 Gäste in dem Lokal. Der frühere Bundeskanzler habe entspannt und gut gelaunt gewirkt und habe Autogramme an die anderen Gäste verteilt. Er habe bereits vor mehreren Wochen seinen Besuch angekündigt und gebeten, dies niemandem weiterzusagen. Am Sonntag schließlich habe Hannelore Kohl noch einmal angerufen und um Diskretion gebeten, weil das Ehepaar umlagert werde und den Geburtstag in Ruhe begehen wolle. Diese Ruhe hat Kohl bekommen.Stimmen zu Kohls Geburtstag

www.meinberlin.de/kohl

Im Internet wird derzeit heftig über Kohls Geburtstag debattiert. Dabei melden sich auch viele Nutzer zu Wort, die den ehemaligen Kanzler gegen seine Kritiker in Schutz nehmen.

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