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Politik: Am liebsten quer

Staatskarossen verirren sich selten in die Wiener Berggasse, wo einst Sigmund Freud praktizierte. Im Sommer 1999 fuhr dennoch ein kleiner, dunkler Konvoi vor: EU-Balkankoordinator Bodo Hombach, auf Antrittsbesuch in Österreich, schaute beim "Institut für den Donauraum und Mitteleuropa" vorbei; genauer gesagt bei dessen Leiter, bei Erhard Busek.

Staatskarossen verirren sich selten in die Wiener Berggasse, wo einst Sigmund Freud praktizierte. Im Sommer 1999 fuhr dennoch ein kleiner, dunkler Konvoi vor: EU-Balkankoordinator Bodo Hombach, auf Antrittsbesuch in Österreich, schaute beim "Institut für den Donauraum und Mitteleuropa" vorbei; genauer gesagt bei dessen Leiter, bei Erhard Busek. Schon damals wussten alle, Hombach eingeschlossen, dass Busek für den Balkan-Posten der Qualifiziertere gewesen wäre. Aber dann drückte Gerhard Schröder bei den EU-Kollegen seinen Mann Hombach durch. Und auch Österreich hatte keinen Platz für den bunten Vogel in der Politik, den christlich-liberalen, modernen und zugleich konservativen Parteichef. Busek hat nichts getan, um sich einzuschmeicheln, vor allem nicht bei dem starken reaktionären Publikum, das ihn mehrfach zu Fall gebracht hat: Als Landesvorsitzenden der ÖVP in Wien, wo Busek ein umtriebiger und damit störender Vizebürgermeister war, und als Bundesminister für Wissenschaft und Forschung.

Aus der Zeit als Vizebürgermeister (1978 bis 1987) in seiner Heimatstadt Wien rührt Buseks grenzüberschreitendes Engagement. Wie Bruno Kreisky versucht hatte, Österreichs Kleinheit durch welt- und nahostpolitische Aktivität zu überspielen, so wollte Busek die Grenzlage Wiens vor dem Eisernen Vorhang durch starke Verbindungen in die Nachbarschaft aufweichen.

Eine veritable Feindschaft verbindet Erhard Busek und Jörg Haider. Deshalb war es geradezu ein Wunder, dass die ÖVP/FPÖ-Regierung diesen Busek zum Beauftragten für die EU-Erweiterung machte. Doch es sollte, genau zu den Zeiten der EU-Sanktionen gegen die Regierung, ein Signal nach außen sein: Die ÖVP und ihr Chef Wolfgang Schüssel wollten sich ihre europapolitische Reputation nicht durch das Bündnis mit der FPÖ weginterpretieren lassen.

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