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Politik: Amerika ist empört über Deutschland

Ärger um Entlassung des libanesischen Terroristen Hamadi aus der Haft

Die Freilassung des libanesischen Hisbollah-Terroristen, Mörders und Geiselnehmers Mohammed Ali Hamadi aus deutscher Haft und seine Ausreise nach Libanon hat in den USA Empörung ausgelöst. Hamadi gehörte im Juni 1985 zu den Entführern des TWA-Fluges 847 Athen– Rom nach Beirut und hatte den US-Bürger Robert Stethem an Bord erschossen. Hamadi war 1987 auf dem Flughafen Frankfurt am Main mit Sprengstoff festgenommen worden und zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die von den USA gewünschte Auslieferung wurde damals abgelehnt, weil Hamadi in Amerika die Todesstrafe droht. Vermutlich spielte auch eine Rolle, dass sich deutsche Geiseln in Händen der Hisbollah befanden.

Hamadis Anwältin hatte, wie in Deutschland üblich, eine vorzeitige Entlassung unter Verweis auf seine gute Führung beantragt. Ihr Mandant habe sich vom Terrorismus abgewandt. Das Landgericht Kleve entschied am 30. November, Hamadi könne nach knapp 19 Jahren Haft freikommen, wenn er sofort nach Libanon ausreise. Am vergangenen Freitag flog der 41-Jährige nach Beirut, wie deutsche Behörden am Dienstag mitteilten.

Die US-Regierung reagierte mit Unverständnis, die Öffentlichkeit mit Empörung. „Wir sind enttäuscht, dass er seine Strafe nicht voll absitzen muss“, sagte Sean McCormack, Sprecher des Außenministeriums. Er kündigte an, die USA würden sich um Hamadis Auslieferung bemühen. Es gibt zwar kein entsprechendes Abkommen mit Libanon, die „Washington Times“ meldete aber, Hamadi sei in Beirut bereits „in Gewahrsam“. Libanon lehnte jedoch schon am Mittwoch eine Auslieferung Hamadis an die USA ab.

In vielen Zeitungen in den USA ist der Vorfall ein großes Thema auf Seite eins. Die 17 Tage dauernde Geiselnahme ist vielen im Gedächtnis, insbesondere die Bilder, wie Stethems Leichnam aus dem gekaperten Flugzeug auf die Rollbahn geworfen wurde. Breit werden jetzt seine Angehörigen zitiert. „Hamadi frei zu sehen, ist niederschmetternd“, sagt der Vater des Ermordeten, Richard Stethem. Mutter Patricia Stethem klagt, „der wird sich doch gleich wieder der Hisbollah anschließen“. Sie warf Deutschland vor, „mit Terroristen zu verhandeln“. Diese Kritik spielt auf die Vermutung an, Hamadis Entlassung könne mit der Befreiung der deutschen Geisel Susanne Osthoff im Irak zu tun haben; die deutschen Behörden bestreiten einen solchen Zusammenhang.

Angesichts der Emotionen erläutern die US-Zeitungen die Unterschiede im Strafsystem: „Lebenslänglich“ sei in Deutschland nicht wörtlich zu nehmen, vorzeitige Entlassungen seien die Regel und keine Ausnahme für Hamadi. Seine Auslieferung an die USA sei auch heute wegen der drohenden Todesstrafe rechtlich nicht möglich, im Übrigen hätten die USA nach deutschen Angaben auch keinen Antrag gestellt. Amerika kennt bei Mord nur die Todesstrafe oder lebenslange Haft ohne vorzeitige Entlassung.

Nach Angaben der „New York Times“ hatten amerikanische und deutsche Stellen seit längerem über den Fall verhandelt. Hamadis überraschende Freilassung, bevor eine Absprache erreicht war, sei eine Belastung der Beziehungen.

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