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Kellner auch für Bodo Ramelow? Der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein - hier bei einer Solidaritätsaktion für Hartz-IV-Empfänger im Dezember 2013.

© Michael Reichel/dpa

Andreas Bausewein, SPD Thüringen: "Es geht auch um Seelenmassage"

Andreas Bausewein war Verhandlungsführer der Thüringen-SPD in den Gesprächen mit Linken und Grünen über eine gemeinsame Regierung. Er soll Parteichef werden, will aber kein Regierungsamt im Freistaat. Ein Porträt

Von Matthias Meisner

Unaufgeregt, das ist wohl ein besonders markantes Kennzeichen von Andreas Bausewein. Der Erfurter Oberbürgermeister könnte in den nächsten Tagen zum ersten Politiker der SPD werden, der einem Politiker der Linken, Bodo Ramelow, ins Ministerpräsidentenamt verhilft. Und das – sieht man von den Auseinandersetzungen um den Begriff „Unrechtsstaat“ für die DDR ab – nach fast geräuschlos verlaufenden rot-rot-grünen Sondierungen.
Natürlich entscheidet Bausewein das nicht allein. Am kommenden Montag wird die komplette Funktionärsriege der Thüringen-SPD nach Erfurt kommen: Landesvorstand, Landtagsfraktion, Kreisvorsitzende. Tags darauf ist die Basis eingeladen zu einer Konferenz nach Weimar, um die Empfehlung des Landesvorstandes zu diskutieren, die nach Lage der Dinge lauten wird: Rot-Rot-Grün. Am selben Tag werden die Unterlagen zum verbindlichen Mitgliedervotum an die 4300 Genossen im Bundesland verschickt. Sie können zur Empfehlung Ja oder Nein sagen. Und wissen dabei, dass die nach der Wahlniederlage vom 14. September tief erschütterte Thüringen-SPD – 12,4 Prozent! – bei einem Nein wohl auseinanderfliegen würde.
Bausewein wollte dieses Bündnis bereits vor der Wahl. Er hat an der Idee festgehalten – trotz der knappen Mehrheit von nur einer Stimme, die „r2g“ hat. Es sähe ja auch nicht anders aus für Schwarz-Rot. Und an einer Afghanistan-Koalition aus CDU, SPD und Grünen haben Letztere kein Interesse. Bausewein, der seit 2006 die Amtsgeschäfte in der Landeshauptstadt führt, konnte frei agieren, weil er kaum belastet war von den innerparteilichen Auseinandersetzungen in der Thüringen-SPD, die sich immer wieder um die Frage drehten, wie sie es denn nun mit der Linkspartei halte. Er wird sich diese Unabhängigkeit bewahren, auch nach der Regierungsbildung. Am 25. Oktober soll ihn ein Landesparteitag in Erfurt zum neuen Vorsitzenden wählen. Doch ein Amt in der neuen Landesregierung will er nicht.
„Ich bin Pragmatiker“, sagt Bausewein über sich selbst. Und, dass es jetzt in der Partei, die dem Wahlergebnis nach eigentlich in die Opposition gehen müsste, jetzt „auch um Seelenmassage“ gehe. Der 41-Jährige versteht sich aufs Versöhnliche. Den möglichen Regierungschef Ramelow lobt er: „Der hat nicht die typische Linken-Biografie. Zahlt Kirchensteuer, das ist bei den Linken auch nicht so häufig.“

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