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Angela Merkel über zehn Jahre 9/11: "Misstrauen wird dieses Problem nicht lösen"

Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September müsse man in Deutschland vor allem die Leistung der Sicherheitsbehörden anerkennen, sagt die Kanzlerin. An einen Krieg der Religionen habe sie niemals geglaubt.

Frau Bundeskanzlerin, zehn Jahre nach dem 11. September konnte in Berlin offenbar ein Terroranschlag vereitelt werden. Welche Lehre müssen wir daraus ziehen?

Vor allem möchte ich einmal die Leistung der Sicherheitsbehörden anerkennen. Sie haben in guter nationaler und internationaler Zusammenarbeit eine mögliche Gefahr für die Bürger erkannt und dann konsequent gehandelt. Aber natürlich zeigt dieser neueste Fall auch, dass der Terrorismus weiterhin eine sehr reale Bedrohung darstellt und dass unsere Wachsamkeit nicht nachlassen darf.

Vor zehn Jahren war viel vom Kampf der Kulturen die Rede. Was ist passiert, dass wir jetzt auch eine Bewegung in Nordafrika haben, die nach westlichen Werten strebt?

Ich habe noch nie an diese Vorstellung von einem Krieg der Religionen oder Kulturen geglaubt. Es kann in jeder Religion radikale Kräfte geben, die sie missbrauchen. Der islamistische Terrorismus ist eine solche Form des Missbrauchs. Nach dem 11. September haben wir uns sehr viel mehr mit der islamischen Welt beschäftigt. Das hat das Verständnis befördert. Noch immer nicht abschließend bewältigt ist aber die Gefahr durch das, was man die asymmetrische Bedrohung nennt. Was kann man vorbeugend tun, wenn Menschen bereit sind, ihr eigenes Leben als Selbstmordattentäter in einem Anschlag wegzuwerfen? Das wird eine Gefahr bleiben, ob in Afghanistan, im Irak oder in Tschetschenien. Aber eines ist sicher nach zehn Jahren: Mit Misstrauen gegen ganze Glaubensrichtungen wird man dieses Problem mit Sicherheit nicht lösen.

Tsp

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