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Kontrollposten. Bevor ausgezählt werden kann, wird verglichen. Foto: dpa

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Politik: Angezählt

Die Grünen werten seit Tagen ihre Urwahl aus.

Von Sabine Beikler

Berlin - Wie brave Pennäler sitzen Helfer in grünen T-Shirts mit der Aufschrift „Urwahl“ in Zweierreihen vor den Tischen. Sie zählen seit Mittwoch die Stimmzettel für die Urwahl der zwei grünen Bundestags-Spitzenkandidaten in den Uferhallen im Stadtteil Wedding aus. 61,64 Prozent der rund 59 500 Parteimitglieder gaben ihre Stimmen ab. Fristgerecht seien 36 533 Briefe eingegangen, sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke. Für sie ist die Urwahl schon jetzt ein „voller Erfolg und Beitrag zur Stärkung der innerparteilichen Demokratie“.

15 Kandidaten haben sich für das grüne Spitzenduo beworben. Als gesetzt gilt Fraktionschef Jürgen Trittin. Unter den prominenten Kandidatinnen, Parteichefin Claudia Roth, Fraktionschefin Renate Künast und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, wird es wohl ein knappes Ergebnis im Kampf um den Spitzenplatz geben. Die Parteimitglieder konnten zwei Stimmen abgeben. Möglich waren Voten für zwei Frauen, aber aufgrund der parteiinternen Quote nicht für zwei Männer.

Noch bis Freitagabend werden die Helfer die Stimmen auszählen. Und damit vor der offiziellen Bekanntgabe am Sonnabendvormittag kein Ergebnis an die Öffentlichkeit dringt, haben Lemke und die organisatorische Bundesgeschäftsführerin Emily Büning diese Auszählung wie eine Geheimoperation geplant. Jeder der 67 Auszähler musste eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Handys oder Smartphones müssen vor Arbeitsbeginn um neun Uhr abgegeben werden, damit niemand Listen abfotografieren kann.

Das System ist ausgeklügelt. Zwei Helfer bearbeiten pro Tag etwa 150 Stimmzettel, die in blauen Briefumschlägen stecken. Die Wahlunterlagen werden noch einmal von einem anderen Zweier-Team überprüft. Die Listen werden in einer verschlossenen Wahlurne gesammelt und am Freitagabend von Lemke, Büning und einem Notar ausgezählt.

Aus Sicht der Parteispitze soll die Urwahl für die Mitglieder ein Motivationsschub für die Bundestagswahl sein. Und der grüne Wahlmarathon geht weiter. Auf dem Bundesparteitag vom 16. bis 18. November in Hannover sind die Wahl des Bundesvorstands und des Parteirats geplant. Für das Gremium treten gleich drei Frauen aus Ostdeutschland an: Annalena Baerbock, Parteichefin aus Brandenburg, die thüringische Abgeordnete Katrin Göring-Eckardt und die Erfurter Fraktionschefin Anja Siegesmund. Nicht mehr antreten wird Antje Hermenau aus Sachsen.

Zwei Wochen später nominieren Baden-Württembergs Grüne ihre Landesliste. Um Platz eins kämpfen die Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae vom Realo-Flügel und die Parteilinke Sylvia Kotting-Uhl. Parteichef Cem Özdemir tritt wie der Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick vom linken Flügel auf Platz zwei an. Ein „Durchreichen“, wie es Özdemir 2008 erleben musste, wird es nicht geben: Wer nicht auf eins und zwei gewählt wird, soll auf die Plätze drei und vier kommen. So lautet die Verabredung, heißt es in Stuttgart. Sabine Beikler

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