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Politik: Angst vor dem "Idiotenheer" - erforderlicher Intelligenzquotient für Soldaten mangels Bewerbern gesenkt

Mit der Berufsarmee in Spanien sollte eigentlich alles besser werden: Effektiver, schlagkräftiger, klüger als das Heer der jungen Wehrpflichtigen, die zunehmend lustlos Dienst in der Kaserne schoben. Doch der spanische Traum vom intelligenten Berufssoldaten ist geplatzt.

Mit der Berufsarmee in Spanien sollte eigentlich alles besser werden: Effektiver, schlagkräftiger, klüger als das Heer der jungen Wehrpflichtigen, die zunehmend lustlos Dienst in der Kaserne schoben. Doch der spanische Traum vom intelligenten Berufssoldaten ist geplatzt. Mangels Bewerber setzte das Verteidigungsministerium die Anforderungen auf ein Minimum herab. Schulabschluss ist nicht mehr nötig. Der minimale Intelligenzquotient (IQ) für die Einstellung fiel auf 70 - der medizinische Grenzwert, unterhalb dessen Schwachsinn und Idiotie beginnen.

"Wie dumm dürfen Soldaten sein?", fragte ein Kommentator im Radio. Der durchschnittliche Intelligenzquotient der Menschen legte die Wissenschaft auf 100 fest. Das spanische Militär forderte für seine Berufssoldaten bislang mindestens 90, was auch dem Mittel der Menschheit entspricht - rund 50 Prozent der Bevölkerung erfreuen sich eines IQ von 90 bis 109. Als die Armee Alarm schlug, dass sie nicht genügend Bewerber dieser Intelligenz-Klasse findet, um das geplante Berufsheer von 120 000 Soldaten auf die Beine zu stellen, fiel die Hürde der "intellektuellen Defizite".

Nicht nur die spanische Opposition sieht die Sicherheit des Staates gefährdet. Stimmen warnen vor einem "Idiotenheer". Maschinenpistolen, Handgranaten und Panzer in den Händen von Menschen, die nicht wissen, was sie tun? Schon bisher beklagten spanische Offiziere, dass das Profil etlicher Bewerber "katastrophal" sei. Sogar Berufsverbänden der Soldaten ist nicht wohl bei diesem Gedanken. Sie fordern vom Verteidigungsministerium, doch wenigstens noch einen Schulabschluss, und sei er auch noch so niedrig, als Grundbedingung zu lassen.

Für Spaniens konservativen Verteidigungsminister Eduardo Serra sind diese Warnungen jedoch nur Panikmache. Er bewertet die Senkung des Einstellungs-IQ nicht als Gefahr für die Verteidigungsfähigkeit, sondern sogar als Gewinn für die Streitkräfte, als eine Leistung der Integration.

Der wahre Hintergrund des militärischen "Dummenerlasses" ist freilich ein anderer: Die Umstellung der spanischen Armee von einem Heer aus Wehrpflichtigen zu einer Berufstruppe droht zu scheitern, und zwar am Desinteresse der jungen Generation. Das Militär ist in Spanien so unpopulär wie keine andere staatliche Institution, Das Land hat seit Jahren die höchsten Quoten von Militärdienstverweigerern in der Welt. Die Zahl jener, die sozialen Ersatzdienst leisten wollen, ist hier drei mal höher als die Gesamtheit jener, die ihrer Wehrpflicht nachkommen. Nun zeigt sich zur Bestürzung der Verteidigungspolitiker: Auch die Geburt der Berufsarmee kann das schlechte Image des spanischen Militärs nicht aufpolieren. Die Truppe leidet noch immer unter ihrem Ruf, ein rechter und reaktionärer Verein zu sein, der bis 1975 die Franco-Diktatur stützte. In den Einstellungsrunden 1999 für die Berufsarmee gab es nur noch statistische 1,5 Kandidaten pro freien Posten. Dennoch bekam man erst 60 000 Berufssoldaten zusammen.

Ralph Schulze

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