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Aktuell beschäftigen die Bundeswehr und deutsche Behörden in Afghanistan noch 556 Ortskräfte.

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Angst vor den Taliban: 1700 afghanische Bundeswehr-Helfer wollen nach Deutschland

In Afghanistan waren die lokalen Helfer für die Bundeswehr sehr wichtig. Viele fürchten jetzt um ihr Leben, doch nur jeder Zweite darf nach Deutschland.

Fast 1700 ehemalige afghanische Mitarbeiter der Bundeswehr und deutscher Behörden in Afghanistan wollen nach Deutschland, weil sie sich in ihrer Heimat bedroht fühlen. Nicht einmal jeder zweite Antrag wird angenommen. In 661 Fällen sei eine Gefährdung festgestellt und die Aufnahme in Deutschland genehmigt worden, teilte das Bundesinnenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Das entspricht 40 Prozent der bearbeiteten Aufnahmeanträge. Im Vergleich dazu lag die Anerkennungsquote bei Asylanträgen afghanischer Flüchtlinge in Deutschland mit 43 Prozent sogar noch etwas höher.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte sich im April in einer Rede im Bundestag für eine schnellere und großzügigere Aufnahme der Ortskräfte ausgesprochen. Die Bundeswehrsoldaten im Einsatz hätten diesen Menschen vertraut und ihnen ihr Leben anvertraut. „Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass es eine vornehme Aufgabe von uns ist, in diesen Prozess noch einmal mehr Tempo reinzubringen und großzügiger zu werden“, sagte die CDU-Politikerin damals. „Wir haben diesen Menschen vertraut, wir sollten ihnen jetzt weiter vertrauen.“ Die Anerkennungsquote hat sich seitdem allerdings nicht merklich verbessert. Mitte März lag sie nach einer Statistik des Innenministeriums wie jetzt bei 40 Prozent der bearbeiteten Anträge.

Die Bundeswehr, die Bundespolizei, die deutsche Botschaft in Kabul oder das Entwicklungsministerium haben seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes der Nato vor 14 Jahren Hunderte Ortskräfte beschäftigt, zum Beispiel als Dolmetscher. Viele befürchten nun, dass sie zum Ziel von Racheakten der radikalislamischen Taliban werden könnten, denen sie als Kollaborateure gelten.

Bis zum 23. September gingen laut Innenministerium 1688 Gefährdungsanzeigen ehemaliger Ortskräfte ein. 1644 davon seien bearbeitet worden. Von den 661 Personen, denen eine Aufnahme in Deutschland zugesagt worden sei, seien bislang 487 mit 1324 Familienmitgliedern nach Deutschland eingereist. Sie haben ein unbefristetes Bleiberecht. Aktuell beschäftigen die Bundeswehr und deutsche Behörden in Afghanistan noch 556 Ortskräfte. (dpa)

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