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Anna-Nicole Heinrich ist bei der 13. Generalsynode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf einem Bildschirm zu sehen.

© picture alliance/dpa/EKD

Anna-Nicole Heinrich ist neue Präses: 25-jährige Studentin in Spitzenamt der evangelischen Kirche gewählt

Es ist eine Zeitenwende und ein Generationswechsel in der evangelischen Kirche: Eine Studentin übernimmt den Vorsitz des bundesweiten Kirchenparlaments.

Es ist ein Paukenschlag: Auf ihrer im Internet stattfindenden Tagung hat die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die 25-jährige Regensburger Studentin Anna-Nicole Heinrich in das Amt der Präses gewählt.

Sie folgt damit auf die 79-jährige frühere Bundesministerin Irmgard Schwaetzer, die das einer Parlamentspräsidentin entsprechende, höchste Laienamt des deutschen Protestantismus seit 2013 innehatte und der neuen Synode nicht mehr angehört.

„Wie verdammt mutig ist eine Kirche, die eine junge Frau in so ein Amt wählt“, sagte Heinrich nach ihrer Wahl vor Journalisten. Allerdings hatte die Regensburgerin bereits reichlich Gelegenheiten, die EKD von ihren Fähigkeiten zu überzeugen: Schon in der vorigen Legislaturperiode der Synode gehörte sie als Jugenddelegierte ohne Stimmrecht dem Kirchenparlament an.

„Digitaler Ideenwettbewerb“

Dabei ist es maßgeblich auf den Einsatz Heinrichs und der übrigen Jugenddelegierten zurückzuführen, dass es dieses Amt heute nicht mehr gibt: Aus den Jugenddelegierten wurden reguläre Synodale. Mehr als 20 der 126 Kirchenparlamentarier sind heute unter 27 Jahre alt. Engagiert war Heinrich im Z-Team, das das jüngste Zukunftspapier der EKD entwickelte.

Zudem organisierte sie einen „Hackathon“, oder wie es der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm ausdrückte, einen „digitalen Ideenwettbewerb“ zur Zukunft der Kirche.

In der Grundschule zum Glauben gefunden

Noch etwas ist bemerkenswert: Aufgewachsen ist Heinrich in einer nicht-christlichen Familie, die nach der Wende von Thüringen nach Bayern gezogen war. Zum Glauben kam sie durch den Religionsunterricht an der Grundschule, als Kind ließ sie sich aus eigener Entscheidung taufen. „Meine Mutter hat sich damals mittaufen lassen, aber nie wirklich Halt gefunden“, sagt Heinrich.

Ältere Gemeindemitglieder hätten sie zum Gottesdienst abgeholt, über die Jugendarbeit sei sie in die Kirche hineingewachsen.

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Mit der durch eine deutliche Mehrheit von 75 von 126 abgegebenen Stimmen zustande gekommenen Wahl Heinrichs lässt sich die EKD trotzdem auf ein gewisses Wagnis ein. In der Vergangenheit waren es vor allem Politikerinnen und Politiker, die von der Synode in das Amt des oder der Präses gewählt wurden. Vor Schwaetzer waren das etwa die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt oder der frühere Bundesminister Jürgen Schmude.

Von deren Bekanntheit konnte die Kirche profitieren. Zudem brachten sie ihre politische Erfahrung mit, wenn es darum ging, etwa die Anliegen der Synode im Rat der EKD, dem die Präses als „geborenes Mitglied“ angehört, zu vertreten.

Historische Wahl

Heinrich dagegen verdient sich das Geld für ihr Studium mit einer 20-Stunden-Stelle als studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl für katholische Theologie in Regensburg.

Der im Herbst aus dem Amt scheidende EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm zeigte sich am Sonnabend begeistert. „Anna-Nicole Heinrich gehört zu den jungen Menschen, die konstruktive und wirklich frischen Wind in die Kirche bringende Impulse hatten“, sagte er. „Es ist genau der Geist, den ich mir für die Zukunft vorstelle.“

Berlins Bischof Christian Stäblein sprach von einer historischen Wahl. „Anna-Nicole Heinrich wird dem Amt Schwung verleihen und es hoffnungsvoll, pragmatisch und integrierend zum Besten der Kirche gestalten, davon bin ich überzeugt.“

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