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Annemieke Overweg: Echt n Netter, irgendwie

Tisch eins. Wie begrüßt man eigentlich einen Prinzen?

Tisch eins. Wie begrüßt man eigentlich einen Prinzen? His Royal Highness? Hi Harry? Tisch zwei. Und muss man einen Knicks machen? Nein, einfach nett lächeln. Tisch drei. Ob er wohl noch Lust haben wird mit uns zu reden oder schon vollkommen genervt ist wenn er bei uns ankommt? Tisch vier. Sieht nett aus irgendwie, oder? Tisch fünf. Das ist übrigens sein erster Besuch in Berlin. Ahja. Tisch sechs. Sitzt mein Kleid ordentlich? Tisch sieben. Was fragt man eigentlich einen Prinzen? Tisch acht. Noch zwei Tische. Elisa, du schaffst das! Tisch neun. Oh man, gleich ist er da! Tisch zehn. ...

Nun war es also soweit; vier gespannte Mädchen aus Berlin, Brandenburg und Niedersachsen würden einem Prinzen begegnen. Keinem aus der Keksdose oder aus dem Märchen, nein, einem wahrhaftigen, echten Prinzen! Von einem VIP Gast war die Rede gewesen in der Einladung zur Podiumsdiskussion „Countdown to London 2012: Taking Part. Inspiring Others.“, und kurz vor Abreise Richtung Berlin dann die Bestätigung: Prinz Harry wird kommen! Prinz Harry? Na der süße Rothaarige! Der kleine Bruder von William! Ach richtig...

Ein bisschen irreal war es für uns alle schon, als er dann in schickem schwarzen Anzug und gegelten Haaren plötzlich vor uns stand und wir dem Guten die Hand schütteln und mit ihm reden sollten. Wann trifft man schon einen britischen Prinzen? Ich musste immer wieder in mich hineingrinsen und denken „Du aus klein-Uelzen, hier?!“. Berlin und meine Heimatstadt sind ohnehin schon zwei völlig unterschiedliche Ligen, aber dann noch einen echten Royal zu treffen setzte dem ganzen im wahrsten Sinne des Wortes die Krone auf. Nachdem Elisa uns vorgestellt hatte, begann Prinz Harry uns über das Projekt „Paralympics Post“ auszufragen. Was wir denn in Kanada gemacht hätten, ob wir in London auch wieder dabei sein würden, und wie denn eigentlich unser Sledgehockeyteam abgeschnitten hätte? Als ich ihm erklärte, dass Deutschland sich leider gar nicht qualifiziert hatte, grinste er nur verschmitzt und murmelte ein „Oops sorry“. Der jüngste Spross des britischen Thronfolgers Prinz Charles nahm sich für jeden einzelnen am Tisch Zeit und stellte viele Fragen. Dabei wirkte er keineswegs aufgesetzt oder arrogant, sondern sah jedem seiner Gesprächspartner direkt in die Augen und schien sehr interessiert. Die Unterhaltung mit ihm war weder verkrampft noch schleppend. Man hatte das Gefühl, sich tatsächlich auf einer Ebene mit dem Prinzen zu befinden, und so wurde der groß angekündigte VIP für uns auf einmal sehr menschlich und irgendwie „normal“. Es war ein recht kurzes Intermezzo von vielleicht fünf Minuten, mit abschließendem Foto vor einer Stellwand der „Paralympics Post“, aber am Ende waren wir uns einig: Echt n Netter, irgendwie...

Annemieke Overweg, 18 Jahre, Uelzen

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