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Annette Schavan.

© picture alliance / dpa

Annette Schavan: Der neue Uni-Job der Ex-Ministerin

Die frühere Bundesbildungsministerin mit aberkanntem Doktortitel wurde klammheimlich in den Hochschulrat der Münchner Universität gewählt. Das zieht Kritik nach sich.

Die Personalentscheidung ging in der vergangenen Woche rasch und abseits der Öffentlichkeit über die Bühne. Der Hochschulrat der Münchner Ludwig- Maximilians-Universität (LMU) hat ein neues Mitglied: Annette Schavan, CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bildungsministerin in Berlin. Ihr wurde jüngst der Doktortitel aberkannt wegen „vorsätzlicher Täuschung“.

Nun wächst die Kritik an der Berufung. „Das ist ein völlig falsches Signal“, wettert Isabell Zacharias, Hochschulpolitikerin der Landtags-SPD. Schavan klagt derzeit gegen die Aberkennung der Dissertation durch die Universität Düsseldorf. „Was ist, wenn sie den Titel nicht wiederbekommt?“, fragt Zacharias. „Dann wäre die Reputation der LMU in höchstem Maß geschädigt.“ Studenten und auch Schüler würden beim Abschreiben automatisch die Note Sechs erhalten. An der Qualifikation Schavans für den Posten will sie nicht grundsätzlich rütteln – allerdings hätte man die Wahl verschieben sollen, bis das Plagiatsthema endgültig geklärt ist.

Der Hochschulrat ist eine Art Aufsichtsgremium der Universität, dem interne und externe Mitglieder angehören. Er soll sich vor allem um die strategische Ausrichtung der Hochschule kümmern und Impulse geben. Auch wählt er den Präsidenten. Die zehn Mitglieder des LMU-Hochschulrats, die auch dem Senat der Hochschule angehören, haben Schavans Berufung zugestimmt. Bayerns Noch-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch, dessen FDP aus dem Landtag geflogen ist, hat die Entscheidung durchgewunken.

Neben der SPD sehen auch die anderen Oppositionsfraktionen den Vorgang mit Skepsis. „Als Fachfrau ist Annette Schavan anerkannt“, sagt Michael Piazolo, Hochschulsprecher der Freien Wähler. „Doch zu diesem Zeitpunkt steht die Uni unter einem Begründungszwang, der nicht notwendig wäre.“ Die Grünen-Bildungsexpertin Ulrike Grote beklagt das „Hopplahopp-Verfahren ohne jede Transparenz“. Spätestens das Wissenschaftsministerium hätte einschreiten müssen. Immerhin ist die LMU nicht irgendeine Hochschule, sondern bei der Exzellenzinitiative die erfolgreichste Universität Deutschlands.

Sieht LMU-Präsident Bernd Huber denn kein Problem darin, Schavan zu berufen, obwohl ihr der Doktortitel entzogen wurde? „Das diskutiere ich in der Öffentlichkeit nicht“, sagte Huber der „Süddeutschen Zeitung. Es gebe schließlich ein „laufendes Gerichtsverfahren“. Der Abgesandte der Studierenden ist nicht zu erreichen. Bernhard Emmer aber von der Physik-Fakultät, ein Vertreter des akademischen Mittelbaus, sagt: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht.“ Jedem sei klar gewesen, dass die Personalie „problematisch“ sei. Wenn Schavan den Doktortitel endgültig verlieren sollte, „dann müssen wir noch einmal grundsätzlich reden“.

SPD-Frau Zacharias kritisiert auch insgesamt die Struktur der Hochschulräte, sie sieht zu viele Abhängigkeiten: „Der Präsident setzt die Mitglieder ein und diese wählen ihn dann erneut zum Präsidenten.“ Und Ulrike Grote sagt: „Einzelne berufen sich da gegenseitig in die Gremien.“ Für die Grüne ist allerdings nicht gesagt, dass Annette Schavan nicht auch bei endgültiger Aberkennung des Doktortitels Mitglied in dem Gremium werden könnte. „Das wäre begründbar gewesen“, sagt sie. „Frauen sind in den Hochschulräten völlig unterrepräsentiert. Auch könnte sie womöglich ganz neue Blickweisen liefern.“ Zuvor allerdings müsste reiner Tisch sein in der Plagiatsaffäre.

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