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Anschläge von Madrid: Verteidiger fordern Freisprüche für 28 Beschuldigte

Am letzten Tag des Prozesses gegen die mutmaßlichen Attentäter der Terroranschläge von Madrid haben mehrere Verteidiger die Freilassung ihrer Mandanten gefordert.

Am letzten Tag des Prozesses gegen die mutmaßlichen Attentäter der Terroranschläge von Madrid haben mehrere Verteidiger die Freilassung ihrer Mandanten gefordert. Es gebe "berechtigte Zweifel" an der Beweisführung der Anklage, sagte der Anwalt des Hauptangeklagten Rabai Osman Sayed Ahmed, Endika Zulueta, vor Gericht. Der Polizei warf er vor, Beweise gefälscht zu haben. In dem Prozess mussten sich 28 Verdächtige wegen der Verwicklung in die Attentate auf vier Pendlerzüge verantworten, bei denen im März 2004 insgesamt 191 Menschen umkamen. Die von der Anklage geforderte Haft beträgt insgesamt 311.865 Jahre. Die Urteile sollen im Oktober verkündet werden.

Zulueta, dessen Mandant als "Mohammed, der Ägypter" bekannt ist, erhob in seinem Schlussplädoyer schwere Vorwürfe gegen die Ermittler. "Sie haben die Fakten gefälscht, um das Profil eines gefährlichen Menschen zu entwerfen, der die Gesellschaft unterwandern wollte", sagte der Anwalt. Sein Mandant gilt als einer der Drahtzieher der Bombenanschläge, die 11. März 2004 während des morgendlichen Berufsverkehrs in vier Pendlerzügen. Ihm und sechs weiteren Angeklagten drohen bis zu 40.000 Jahre Haft. In der spanischen Vollzugspraxis liegt das Maximum für terroristische Straftaten allerdings bei 40 Jahren.

Sieben mutmaßliche Attentäter sprengten sich in die Luft

Der Anwalt bezog sich insbesondere auf eine Aufzeichnung eines angeblichen Telefonats Ahmeds, in dem sich dieser als Urheber der Anschläge bezeichnet. Während des Prozesses sagten jedoch von dem Anwalt und der spanischen Polizei hinzugezogene Übersetzer aus, der betreffende Satz - "Die ganze Operation von Madrid war meine Idee" - sei in der Aufzeichnung gar nicht enthalten. Zudem sei nie mittels einer Analyse belegt worden, dass die Stimme auf dem vom italienischen Geheimdienst aufgezeichneten Gespräch Ahmeds sei. Die vorgelegten Beweise reichten nicht aus, um die Unschuldsvermutung im Falle seines Mandanten fallen zu lassen, sagte Zulueta.

Der Anwalt des angeklagten Marokkaners Jamal Zougam forderte ebenfalls die Freilassung seines Mandanten. Die Aussagen von Zeugen, die Zougam am Morgen des 11. März an Bord eines der Vorortzüge gesehen haben wollten, seien "offensichtlich widersprüchlich", sagte José Luis Abascal. Sein Mandant werde in dem Fall "als Sündenbock" missbraucht. Zougams Mutter hatte im Prozess ausgesagt, ihr Sohn sei während der Anschläge zu Hause im Bett gewesen.

In dem seit Mitte Februar laufenden Prozess gegen 28 Angeklagte waren in 57 Sitzungen mehr als 300 Zeugen und dutzende Experten vernommen worden. Die Klage gegen einen 29. Verdächtigen wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen.  Sieben mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge konnten nicht vor Gericht gestellt werden. Sie hatten sich drei Wochen nach der Tat bei einer Polizeirazzia in die Luft gesprengt. (mit AFP)

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