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Bilder einer Überwachungskamera am Eingang des Clubs zeigen den Attentäter.

© AFP

Update

Anschlag auf Club Reina in Istanbul: Medienberichte: Angreifer floh mit dem Taxi

Der Attentäter auf den Nachtclub in Istanbul soll 180 Schuss abgefeuert haben und mit dem Taxi geflohen sein. Die Terrormiliz "IS" beansprucht die Tat für sich. Laut Auswärtigen Amt gibt es auch zwei Todesopfer aus Deutschland.

Der Angreifer auf die Silvesterparty in einem Nachtclub in Istanbul hat einem Zeitungsbericht zufolge mehr als 180 Kugeln auf die Feiernden geschossen. Der Mann habe sechs Magazine seiner automatischen Waffe geleert, berichtete die Zeitung „Hürriyet Daily News“ am Montag unter Berufung auf die Ermittlungen. Das Blatt zitiert einen Anti-Terror-Experten, wonach der Angreifer den Anschein erwecke, als sei er militärisch ausgebildet worden.

Augenzeugen hätten angegeben, der Angreifer habe auf dem Boden liegenden Menschen gezielt in den Kopf geschossen, berichtete das Blatt weiter. Der Täter habe sich anschließend umgezogen und seine Waffe gereinigt. Er habe dann inmitten der Panik den Club verlassen und sei mit einem Taxi vom Tatort weggefahren. Dem Taxifahrer habe er beim Aussteigen gesagt, er habe kein Geld, um ihn zu bezahlen. Die türkische Polizei hat außerdem ein Fahndungsfoto veröffentlicht, dass den mutmaßlichen Attentäter zeigen soll.

Die Zeitung "Hürriyet Daily News" schrieb, der Angreifer sei bereits mit einem Taxi in das Ausgehviertel Ortaköy gekommen. Wegen des dichten Verkehrs in der Silvesternacht sei er in der Nähe des Clubs Reina ausgestiegen und die letzten Minuten zu Fuß gelaufen, bevor er sich um 01.20 Uhr am Sonntagmorgen den Weg in den Club freigeschossen habe. Bei dem Angriff wurden mindestens 39 Menschen getötet. Von dem Angreifer fehlt weiterhin jede Spur.

Auswärtiges Amt: Zwei Todesopfer stammen aus Deutschland

Bei dem Anschlag auf einen Istanbuler Nachtclub sind zwei aus Deutschland stammende Menschen getötet und drei weitere verletzt worden. Einer der beiden Toten habe die deutsche und türkische Staatsangehörigkeit, der andere nur die türkische, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, am Montag in Berlin. Beide lebten in Bayern. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord handelt es sich bei einem der Toten um einen 26 Jahre alten Deutsch-Türken, der im Kreis Landsberg am Lech wohnte. Drei Deutsche seien bei dem Terrorangriff verletzt worden.

Ein Fahndungsfoto der türkischen Polizei soll den Hauptverdächtigen des Angriffs auf einen Istanbuler Nachtclub am 1. Januar 2017 zeigen.
Ein Fahndungsfoto der türkischen Polizei soll den Hauptverdächtigen des Angriffs auf einen Istanbuler Nachtclub am 1. Januar 2017 zeigen.

© Dha/Depo Photos via ZUMA Wire/dpa

"Die Bundesregierung verurteilt den gestrigen Anschlag in Istanbul auf das Schärfste", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe am Sonntag dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kondoliert. Die Bundesregierung stehe im Kampf gegen den internationalen Terrorismus eng an der Seite der Türkei, habe Merkel erklärt. Auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, verurteilte den Anschlag in der Berliner Partnerstadt: „Diese Tat verdient ebenso wie der Anschlag kurz vor Weihnachten hier bei uns in Berlin nichts anderes als tiefe Abscheu. Wir trauern mit Istanbul und unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien.“ Der Sprecher des Auswärtigen Amtes wies darauf hin, dass noch am Sonntag die Sicherheitshinweise für die Türkei angepasst worden seien. Demnach wird Reisenden empfohlen, sich "umsichtig zu bewegen" und Menschenansammlungen zu vermeiden.

Laut türkischen Medienberichten hat die türkische Polizei acht Verdächtige festgenommen. Weitere Angaben zu den am Montag gefassten Verdächtigen machte die Nachrichtenagentur Dogan zunächst nicht. Der Attentäter selbst soll aber laut Dogan nicht unter den Festgenommenen sein. Die Fahndung nach ihm laufe weiter.

IS reklamiert Tat für sich

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat erklärt, hinter dem verheerenden Angriff auf eine Silvesterfeier in einem Nachtclub in der türkischen Millionenmetropole Istanbul zu stehen. Ein „Soldat des Kalifats“ sei für die Tat verantwortlich, heißt es in einer am Montag im Internet verbreiteten Mitteilung des IS.

In dem Bekennerschreiben hieß es: „In Fortsetzung der gesegneten Operationen des Islamischen Staates gegen die Beschützerin des Kreuzes, die Türkei, hat einer der heldenhaften Soldaten des Kalifats gegen den berühmten Nachtclub zugeschlagen, wo die Nazarener (Christen) ihr polytheistisches Fest feiern. Er hat sie mit Handgranaten und seiner automatischen Waffe angegriffen und ihre Feiern in Trauer umgewandelt.“

Die Echtheit des Bekennerschreibens ließ sich zunächst nicht überprüfen. Bei dem Terrorangriff auf eine Silvesterfeier in dem bekannten Club Reina waren 39 Menschen getötet worden, darunter mindestens 26 Ausländer.

Die meisten der getöteten Ausländer stammten aus arabischen Ländern. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, 69 Menschen seien zudem verletzt worden, auch unter ihnen seien mehrere Ausländer.

Angreifer noch auf der Flucht

Der Angreifer war kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den exklusiven Club am Ufer des Bosporus eingedrungen und hatte wahllos das Feuer auf Hunderte Feiernde eröffnet. Die Tatsache, dass der Angriff einem mondänen Club galt, in dem auch Ausländer verkehren, hatten Beobachter in der Türkei als Hinweis auf einen islamistischen Hintergrund gewertet.

Blumen und Kerzen wurden vor dem Nachtclub in Istanbul abgelegt. Ein Angreifer hat dort in der Silvesternacht mehrere Menschen erschossen.
Blumen und Kerzen wurden vor dem Nachtclub in Istanbul abgelegt. Ein Angreifer hat dort in der Silvesternacht mehrere Menschen erschossen.

© AFP

Nach dem türkischen Einmarsch im August in Syrien hatte der Anführer des IS, Abu Bakr al-Bagdadi, im November zu Anschlägen in der Türkei aufgerufen. Türkische Truppen liefern sich in der nordsyrischen Region um die Stadt Al-Bab seit einiger Zeit heftige und verlustreiche Gefechte mit IS-Kämpfern. Der IS beherrscht Al-Bab.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte nach dem Anschlag in der Silvesternacht an, weiter entschlossen gegen den Terrorismus zu kämpfen. Die Türkei werde alles tun, um „die Sicherheit und den Frieden ihrer Bürger zu gewährleisten“. International wurde die Tat scharf verurteilt.

Zahlreiche Anschläge in 2016

Bereits 2016 hatte die Türkei eine ganze Reihe verheerender Anschläge erlebt. In Istanbul hatte es zuletzt vor knapp drei Wochen einen Doppelanschlag mit Bomben gegeben. Dabei waren mehrere Dutzend Menschen getötet worden, darunter vor allem Polizisten. Zu der Tat bekannten sich die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), eine radikale Splittergruppe der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Am 17. Dezember wurden bei einem Anschlag auf einen Bus im zentraltürkischen Kayseri 14 Soldaten getötet und 56 weitere Menschen verletzt. Auch zu dieser Tat bekannten sich die Freiheitsfalken.

Die Zeitung „Hürriyet“ berichtete am Montag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, es gebe Hinweise darauf, dass der Angriff auf den Club von derselben IS-Zelle ausgeführt worden sei wie der Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen.

Bei dem Angriff auf den größten Flughafen des Landes hatten sich im Juni Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Sie rissen 45 Menschen mit in den Tod. Die türkische Regierung machte den IS dafür verantwortlich, der sich nicht dazu bekannte. (mit dpa)

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