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Ein Fenster eines leerstehenden Doppelhauses in Escheburg (Schleswig-Holstein), welches als Unterkunft für Asylbewerber genutzt werden sollte.

© DPA

Anschlag auf Flüchtlingsheim in Schleswig-Holstein: Nachbar gesteht Brandstiftung

Nach dem Brandanschlag auf eine noch unbewohnte Asylbewerberunterkunft im schleswig-holsteinischen Escheburg hat die Polizei einen verdächtigen Nachbarn festgenommen. Das gab die Staatsanwaltschaft in Lübeck am Donnerstag bekannt.

Dem 37-Jährigen Verdächtigen, der in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnt, wird vorgeworfen, am 9. Februar einen Brandsatz in das Haus geworfen zu haben, in das Asylbewerber einziehen sollten. „Wir gehen derzeit von einer Einzeltäterschaft aus“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ralf-Peter Anders, der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst gab es noch Gerüchte, wonach sich mehrere Nachbarn offenbar für die Tat verabredet hatten.

Es ist eine neue Wohnsiedlung im 3400-Einwohner-Ort Escheburg kurz hinter der Hamburger Stadtgrenze und in direkter Nähe zu einem Golfplatz, in der seit dem 9. Februar nichts mehr ist wie vorher. Am helllichten Tag flog damals ein Kanister mit einer brennbaren Flüssigkeit in eine Doppelhaushälfte, in der am Folgetag sechs irakische Flüchtlinge einquartiert werden sollten. Nur weil die Feuerwehr sehr schnell vor Ort war, wurde ein Großbrand verhindert. Es kamen lediglich der Fußboden und Möbel zu Schaden. Das Amt hatte die Immobilie erst am 22. Januar für 300 000 Euro erworben.

Als die Nachricht der unmittelbaren Ankunft der irakischen Männer in dem Viertel die Runde machte, dauerte es nicht lange, bis sich ein Dutzend Anwohner auf den Weg zur Amtsverwaltung machten, um dort ihre Wut über die Pläne abzulassen. Bürgermeister Rainer Bork sprach von Beleidigungen, wie er sie zuvor noch nicht erlebt hatte. Die aufgebrachten Bewohner äußerten vor allem Ängste, weil sich in der Nähe eine Schule und ein Kindergarten befinden. Noch kurz vor der Tat war die Polizei zur Spurensuche in dem Haus, da eine Fensterscheibe eingeworfen worden war.

Nach dem Brandanschlag sprach der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Torsten Albig (SPD), bei einer Kundgebung gegen Rassismus in Escheburg.
Nach dem Brandanschlag sprach der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Torsten Albig (SPD), bei einer Kundgebung gegen Rassismus in Escheburg.

© DPA

DNA-Spuren am Tatort

Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben den Beschuldigten anhand von DNA-Spuren überführt. Nach Zeitungsinformationen gab es bereits am vergangenen Freitag eine Hausdurchsuchung bei dem Beschuldigten. Er soll dem Vernehmen nach inzwischen auch ein Geständnis abgelegt haben, was die Staatsanwaltschaft allerdings nicht bestätigt. Ziel des Anschlags war es offensichtlich, zu verhindern, dass sechs Asylbewerber in dem gutbürgerlichen Wohngebiet untergebracht werden. Am vergangenen Wochenende gab es zwei friedliche Kundgebungen für kulturelle Vielfalt und gegen Ausländerhass in dem Ort Escheburg. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) reiste dazu an. Am Montag ist darüber hinaus nun noch eine Einwohnerversammlung geplant.

Die Tatsache, dass der Anschlag offenkundig aus der eigenen Mitte begangen wurde, schürt große Unruhe im Ort. Der Flüchtlingsbeauftragte des Landes, Stefan Schmidt, sagte NDR 1 Welle Nord, er sei vollkommen entsetzt, dass die Gewalt offenbar aus diesem Bereich der Gesellschaft komme.

Die Amtsverwaltung hat angekündigt, dass sie an der Unterbringung von Flüchtlingen in Escheburg festhält.

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