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Anschlag auf Polizisten: Griechenland fürchtet neuen Terror

Nach einem Attentat auf eine Gruppe von Polizisten in Athen wächst in Griechenland die Sorge vor einem Wiederaufleben des Terrorismus.

Athen - Bei dem Anschlag im Stadtteil Exarchia wurde am Montag ein Beamter durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Die Ermittler vermuten einen Racheakt für den Tod des 15-jährigen Schülers Alexandros Grigoropoulos, der vor einem Monat ebenfalls in Exarchia durch eine Polizeikugel starb. Sein Tod hatte in Athen und anderen griechischen Städten die schwersten Unruhen seit Jahrzehnten ausgelöst.

An dem Attentat vom Montag waren nach Aussage von Augenzeugen mindestens zwei Täter beteiligt. Sie näherten sich um kurz nach drei Uhr einer Gruppe von Bereitschaftspolizisten, die vor einem Gebäude des Kulturministeriums Wache schob. Die Angreifer feuerten aus einer Entfernung von etwa 50 Metern auf die Beamten. Dabei wurde ein 21-jähriger Polizist in Brust und Hüfte getroffen. Er befindet sich nach einer fünfstündigen Notoperation auf der Intensivstation des Rot-Kreuz-Krankenhauses in Athen. Sein Zustand wurde von den Ärzten als „sehr kritisch“ bezeichnet.

Bei der Fahndung nach den Tätern wurden 72 Personen vorläufig fest genommen. Am Tatort fanden die Ermittler 31 Patronenhülsen. Nach Angaben des Chefs der griechischen Polizei, Vassilis Tsiatouras, benutzten die Täter bei dem Anschlag zwei Schusswaffen, ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, einen Revolver sowie eine Handgranate. Wie eine ballistische Untersuchung ergab, war dasselbe Gewehr bereits vor zwei Wochen bei einem Anschlag auf einen mit 23 Beamten besetzten Polizeibus verwendet worden.

Der griechische Innenminister Prokopis Pavlopoulos nannte den Anschlag vom Montag einen „Angriff auf die Demokratie und die öffentliche Ordnung“. In Polizeikreisen wächst die Sorge, dass der Tod des 15-jährigen Schülers Anfang Dezember und die dadurch ausgelösten Proteste zu einem Wieder erstarken des Terrorismus in Griechenland führen könnten. Zwischen 1975 und 2002 hielt die Terrororganisation „17. November“ die Fahnder in Atem. Sie nannte sich nach dem Datum der Studentenrevolte am Polytechnikum in Athen im Jahr 1973. Die damalige Obristendiktatur ließ den Aufstand blutig niederschlagen. Die Gruppe „17. November“ verübte in den Folge jahren zahllose Bomben anschläge und ermordete 23 Menschen, darunter Wirtschaftsführer, Politiker sowie westliche Diplomaten.Gerd Höhler

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