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Einsatzkräfte untersuchen das Auto vor dem Londoner Parlament.

© AF/Daniel Leal

Anschlag vor dem Parlament: Mutmaßlicher Attentäter von London stammt aus dem Sudan

Wer ist der Mann, der mit seinem Auto in eine Gruppe von Radfahrern vor dem Londoner Parlament gefahren ist? Ermittlern zufolge handelt es sich um einen 29-jährigen Briten sudanesischer Herkunft. Er selbst schweigt.

Der mutmaßliche Terroranschlag vor dem Londoner Parlament ist von einem Briten sudanesischer Herkunft verübt worden. Dem 29-Jährigen würden die Planung und Ausführung einer Terrorattacke sowie versuchter Mord vorgeworfen, teilte die Polizei am Mittwoch in London mit. Details zum Täter nannte sie aber nicht.
Der 29-Jährige lebt allein in einer Wohnung in Birmingham, wie unter anderem die Zeitung „The Telegraph“ und der Sender BBC unter Berufung auf Regierungsquellen und Nachbarn bestätigten. Nach Angaben von Bekannten soll der Mann vor etwa fünf Jahren von Nordostafrika nach Großbritannien gekommen sein. Zuvor habe er Elektrotechnik im Sudan studiert. An der Coventry University in der Nähe von Birmingham soll er für kurze Zeit Rechnungswesen gebüffelt haben.

Auf Facebook bezeichnet er sich selbst als Leiter eines Geschäfts. Der 29-Jährige, den Bekannte als sehr ruhig beschreiben, soll sich häufig in einem Internet-Café in Birmingham aufgehalten haben. Er hört westliche Musik etwa der Popsängerin Celine Dion, aber auch Lieder aus seiner Heimat, wie aus sozialen Medien hervorgeht.

Dem Inlandsgeheimdienst war der Täter zuvor nicht aufgefallen. Er soll aber der Polizei bekannt sein. Ermittler nahmen am Dienstagabend zwei Hausdurchsuchungen in Birmingham und eine in Nottingham vor. In Nottingham war das Auto registriert. Scotland Yard zufolge sollte noch eine dritte Adresse in Birmingham überprüft werden.

Der Mann war am Dienstagmorgen mit einem Auto in Fußgänger und Radfahrer gefahren. Drei Personen erlitten Verletzungen. Der 29-Jährige wurde noch am Tatort aus seinem Auto heraus festgenommen.

Bei dem Vorfall stürzten etliche Radfahrer zu Boden. Eine Augenzeugin bezeichnete es als Wunder, dass es nicht noch mehr Verletzte oder gar Tote gegeben habe. Eine andere Frau berichtete der Nachrichtenagentur PA, dass der Täter nach seiner Horrorfahrt ausdruckslos gewirkt habe.

Die Sicherheitslage in Großbritannien ist angespannt. Im vergangenen Jahr wurde das Land fünf Mal Ziel eines Anschlags - vier Mal in London und ein Mal in Manchester. Dabei wurden insgesamt 36 Menschen getötet. In vier Fällen reklamierte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Taten für sich. Wegen der Terrorgefahr herrschen im gesamten Land strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Am 22. März 2017 hatte der mutmaßlich islamistische Attentäter Khalid Masood auf der Westminster-Brücke in London mit seinem Auto Fußgänger angefahren, bevor er vor dem britischen Parlament einen Polizisten mit einem Messer erstach. Der 52-Jährige, der zum Islam konvertiert war, tötete dabei fünf Menschen und verletzte dutzende weitere. Er wurde von der Polizei erschossen. Die IS-Miliz reklamierte die Tat für sich.

Die Sicherheitsvorkehrungen am Parlament mitten in London werden weiter verstärkt. Das kündigte die Chefin von Scotland Yard, Cressida Dick, an. Denkbar sei auch, dass die Umgebung des Parlaments zur Fußgängerzone umgestaltet werde. Dies müsse aber unter anderem mit dem Parlament und dem Bürgermeister von London abgestimmt werden.
(dpa)

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