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Verschärfte Kontrollen nach der Anschlagserie in Mumbai.

© dpa

Anschlagserie in Mumbai: Düngemittel als Sprengstoff

Nach der Anschlagsserie von Mumbai spricht vieles dafür, dass die Täter aus Indien kommen. Beobachter vermuten, dass die Täter Angst und Panik verbreiten wollen.

Wer steckt hinter der Anschlagsserie am Mittwoch in Indiens Finanz- und Filmmetropole Mumbai? Über diese Frage rätselte am Donnerstag ganz Indien. Auch am Tag nach dem Blutbad fehlte jede Spur von den Attentätern. Indiens Innenminister Palaniappan Chidambaram weigerte sich, über mögliche Urheber zu spekulieren: „Wir zeigen zu diesem Zeitpunkt nicht mit dem Finger auf jemanden. Alle Gruppen, die Indien feindlich gesonnen sind, stehen unter Verdacht.“ Neben den USA und den Vereinten Nationen hatte sich auch der Nachbar Pakistan beeilt, die Terrorattacke zu verurteilen. Chidambaram revidierte die Zahl der Toten am Donnerstag von 21 auf 18.

Unbekannte hatten am Mittwoch an drei belebten Plätzen in Mumbai selbstgebastelte Spreng- oder Brandsätze mit Zeitzündern versteckt – unter einem Regenschirm, in einem Henkelmann, an einer Bushaltestelle. Obwohl reger Berufsverkehr herrschte, ging die Anschlagsserie mit 18 Toten und 131 Verletzten vergleichsweise glimpflich aus. Die Explosionen seien von „geringer Intensität“ gewesen, sagte der frühere Polizeichef von Mumbai, Singh. „Das sieht nicht nach der Arbeit von Terrorgruppen jenseits der Grenze aus.“ Einzelne Beobachter vermuteten sogar, dass die Täter nicht darauf aus waren, möglichst viele Menschen zu töten, sondern vor allem Angst und Panik zu schüren. Die Anschläge wirkten eher wie das Werk von Amateurterroristen und nicht von berüchtigten Gruppen wie der in Pakistan ansässigen Lashkar-e- Taiba (LeT), die für den dreitägigen Terrorangriff auf Mumbai mit fast 200 Toten Ende November 2008 verantwortlich gemacht wird. Nach Angaben der Regierung verwendeten die Täter das Düngemittel Ammoniumnitrat, das immer wieder für selbstgebastelte Sprengsätze zweckentfremdet wird. Anschlagsziele waren vor allem mittelständische Geschäftsviertel wie der Juweliermarkt Zaveri.

„Ich denke, es war das Werk von lokalen Gruppen wie den Indian Mujaheddin“, mutmaßte der indische Sicherheitsexperte Bahukutumbi Raman. In der Vergangenheit hatte Indiens Regierung nach Anschlägen meistens reflexartig pakistanische Terrorgruppen verdächtigt. Von dieser Linie wich sie nun offenbar bewusst ab. Dies dürfte mit dem Wunsch zu tun haben, die gerade erst wieder angefangenen Gespräche mit Pakistan nicht weiter zu belasten.

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