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Politik: Anti-Terror-Einheit stürmt Moschee in London

Nach Fund von tödlichem Gift nehmen Beamte sieben Verdächtige bei Razzia fest / Polizei vermutet Zentrum militanter Muslime

London (mth). Die Polizei hat bei einer aufsehenerregenden Großrazzia in Londons berüchtigter Finsbury Park Moschee sieben Personen nach den Bestimmungen der AntiterrorismusGesetze festgenommen. Rund 150 Beamte kamen morgens um 2 Uhr mit Rammböcken und einem Hubschrauber und sperrten den Bezirk um die Moschee großräumig ab. Die Aktion stand nach Angaben der Polizei im Zusammenhang mit dem vor zwei Wochen aufgedeckten „Ricin-Komplott“. Chemikalien wurden nicht gefunden, dafür wurden Computer und Akten sichergestellt. Die Verhafteten, sechs von ihnen nordafrikanischer Herkunft, hätten „aus dem Gebäude heraus terroristische Aktivitäten unterstützt oder an ihnen teilgenommen", berichtete die Polizei.

Seit langem gilt die Moschee im Norden Londons als Zentrum und Schaltstelle von „Londonistan", dem Netz militanter Moslems aus aller Welt, die London wegen der liberalen britischen Rechtstradition zu ihrem Zentrum gemacht haben. Der berüchtigte moslemische Prediger Scheich Abu Hamsa al Masri scheint nicht unter den Verhafteten gewesen zu sein. Er bezeichnete die Verhafteten am Montag als „Freiwillige", die die Moschee gegen „rassistische Attacken“ bewacht“ hätten.

Abu Hamsa hat weltweite Aufmerksamkeit durch seine Hetzreden und seine Erscheinung erzielt. Im afghanischen Guerillakrieg gegen die Sowjetunion verlor er ein Auge und beide Hände. Nun behilft er sich mit gruseligen Hakenprothesen. In Fernsehinterviews rief der Fanatiker zu Mord und Raub auf. In Großbritannien fühle er sich „wie in einer von einem Minenfeld umgebenen Toilette“, hatte er im Oktober erklärt. Jemen verlangt seine Auslieferung. Abu Hamsa ist britischer Staatsbürger, deshalb gelten die weitreichenden Bestimmungen der Antiterrorismus-Gesetze nicht für ihn. Trotz der weltweiten Aufmerksamkeit soll Abu Hamsa die Finsbury Park Moschee zu einem Anwerbe- und Ausbildungszentrum für Al-Qaida-Aktivisten umfunktioniert haben. Unter anderem gehörten der Schuhbomber Richard Reid und Zacarias Moussaoui, ein Beteiligter am Anschlag auf das New Yorker World Trade Center, zu seinen Anhängern.

„So weit hätte es nie kommen dürfen", kommentierte ein führender britischer Muslim, Azzam Tamimi. „Aber diese Fanatiker haben die Moschee für ihre geistesgestörten Ideen und ihre Fatwas missbraucht.“ Wie Tamimi beeilte sich eine ganze Reihe prominenter Muslime, Verständnis für die Polizeiaktion zum Ausdruck zu bringen.

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