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Apartheid: Südafrikas Ex-Polizeichef verurteilt

Kein Prozess seit dem Ende der Apartheid hat Südafrika ähnlich stark in den Bann gezogen wie das Korruptionsverfahren gegen Jackie Selebi, den ehemaligen Polizeichef des Landes und früheren Interpol-Präsidenten. Am Dienstag fiel das Urteil.

Kapstadt - 15 Jahre soll Südafrikas einst ranghöchster Polizist hinter Gitter – und eine Begnadigung ist wegen der Schwere des Verbrechens fast unmöglich. Richter Meyer Joffe sah es als erwiesen an, dass Selebi von einem bereits rechtskräftig verurteilten Drogenhändler 1,2 Millionen Rand (130 000 Euro) an Bargeld und anderen Geschenken angenommen hat. Als strafverschärfend wertete der Richter, dass Selebi mehrfach in seinem Verfahren gelogen habe. Dies sei für einen ehemaligen Polizeichef, der für die Ordnungshüter, aber auch die Gesellschaft insgesamt eine Vorbildfunktion habe, besonders verwerflich. Schon deshalb sei es nicht möglich gewesen, unter dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindeststrafmaß von 15 Jahren zu bleiben, sagte Joffe.

Selebi hat regelmäßig Devisengeld des Drogenhändlers Glenn Agliotti gewaschen, indem er es nach der Rückkehr von Auslandsreisen als nicht verwendeten Spesenaufwand deklarierte – und einfach auf sein Konto einzahlte. Viele Südafrikaner sehen sich nun in dem Verdacht bestätigt, dass die Elite ihres Landes hoch korrupt ist. Begonnen hat diese Entwicklung unter dem Präsidenten Thabo Mbeki, in dessen Regierungszeit zwischen 1999 und 2008 Polizeidossiers zu Bestechungsfällen regelmäßig verschwanden, ehe sie die Justiz erreichten. Zudem nahm die Vetternwirtschaft unter Mbeki stark zu. Mbeki hatte sich auch schützend vor Selebi gestellt und die Ermittlungen erschwert.

Viele Beobachter rechnen nicht damit, dass das Urteil die Korruption nennenswert eindämmen wird. Ein Indiz dafür ist, dass Regierungsmitglieder, die der Korruption bezichtigt werden, sich auf die Unterstützung des regierenden ANC verlassen können. So hat der ANC mehrfach die Gerichte des Rassismus bezichtigt, weil die (oft weißen) Juristen den Mut hatten, gegen frühere „Helden des Befreiungskampfes“ vorzugehen. Zu ihnen zählte auch Selebi, der nie Polizist war, sondern seine Karriere als Politiker im ANC gemacht hatte. Wolfgang Drechsler

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