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Politik: Applaus unter Gegnern

Während vor dem Konferenzzentrum in Brighton am Montag wieder Protestbanner gegen den Irakkrieg hochgingen, versuchte sich die Partei im Saal solidarisch um Tony Blair zu scharen. Schatzkanzler Gordon Brown, dessen Rolle als Rivale Blairs in der britischen Presse wieder hochgespielt wurde, begann seine Parteitagsrede mit einem doppelten Solidaritätsaufruf.

Während vor dem Konferenzzentrum in Brighton am Montag wieder Protestbanner gegen den Irakkrieg hochgingen, versuchte sich die Partei im Saal solidarisch um Tony Blair zu scharen. Schatzkanzler Gordon Brown, dessen Rolle als Rivale Blairs in der britischen Presse wieder hochgespielt wurde, begann seine Parteitagsrede mit einem doppelten Solidaritätsaufruf. Erst für die im Irak entführte britische Geisel Kenneth Bigley und seine Familie. Dann für Tony Blair: „Wir alle hier, und alle im Land müssen Tony Blair in diesen schweren Zeiten unsere volle Unterstützung geben.“

2003 hatte Brown in seiner Parteitagsrede Blairs Führungsposition herausgefordert, indem er eine ideologische Distanz zum New-Labour-Programm signalisierte und sich damit als Premier im Wartestand zu erkennen gab. Nun machte er klar, dass er sich weiterhin als Großbritanniens Wirtschaftsmanager sieht und so die politische Agenda bestens im Griff hat. Blair wurde in seiner Rede nicht weiter erwähnt. Aber es war genug für einen Burgfrieden. Der Premier stellte sich auf dem Podium enthusiastisch und demonstrativ applaudierend neben seinen Schatzkanzler. Am Sonntag hatte Brown die Parteibasis mit einer neuen Initiative zum Schuldenerlass für arme Länder für sich erwärmt. Großbritannien will „reformbereiten“ Ländern ihre Schulden sofort erlassen und in dieser Woche reiche Länder im Internationalen Währungsfond auffordern, gleiches zu tun. Brown will für das neue Programm jährlich 180 Millionen Dollar bereitstellen.

Blair wird es bei seiner Rede an diesem Dienstag schwerer haben. Die Irakkrise und die Bigley-Entführung lasten auf ihm. Bigleys Bruder Paul hatte am Sonntagabend bittere Vorwürfe gegen Blair erhoben. Blair tue zu wenig, um die Freilassung seines Bruders zu erreichen, sagte er. „Wenn der Mann an seiner bisherigen Politik festhält, muss er aus dem Amt entfernt werden“, sagte Bigley. Auftrieb haben Labours Kriegsgegner auch durch eine Abstimmung erhalten, die das Thema Irak für Donnerstag auf die Tagesordnung setzt. Die Parteitagsregie wollte dies unter allen Umständen vermeiden und versucht nun, den Wortlaut der Anträge zu entschärfen.

Matthias Thibaut

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