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In der algerischen Hauptstadt Algier bot die Regierung 30.000 Sicherheitskräfte auf, um regimekritische Demonstrationen zu verhindern.

© Reuters

Arabische Länder: Kairo feiert – Algier lässt knüppeln

Die arabische Welt ist auch nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mubarak weiter in Aufruhr. Im Jemen und in Algerien kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und staatlichen Sicherheitskräften.

Die arabische Welt ist auch nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak weiter in Aufruhr. Während in Ägypten die Organisation des Übergangs hin zu freien Wahlen begonnen hat, ist es im Jemen und in Algerien zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und staatlichen Sicherheitskräften gekommen. Im Jemen sind bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Salih am Samstag mehrere Menschen verletzt worden. Die Polizei versuchte vergeblich, die Gruppen voneinander fernzuhalten. In Algerien hat die Polizei mit einem massiven Aufgebot Proteste gegen die Regierung von Präsident Abdelaziz Bouteflika unterdrückt. Um eine Demonstration zu verhindern, waren in der Hauptstadt Algier rund 30 000 Polizisten im Einsatz. Hunderte Protestierende durchbrachen eine Polizeisperre, wurden aber abgedrängt.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), sagte dem Tagesspiegel: „Die algerische Regierung sollte aus den Ereignissen in Ägypten lernen, dass auch der Wunsch der Menschen nach Freiheit und Partizipation eine mächtige Kraft entwickeln kann. Wenn das algerische Volk Freiheit verlangt, muss der Westen es dabei unterstützen.“ Die Proteste richten sich gegen hohe Preise und Arbeitslosigkeit.

Ähnliche Beweggründe hatten auch die Demonstranten in Ägypten, deren Protest am Freitag im Rücktritt von Präsident Mubarak gipfelte. Die Macht hat nun vorerst das Militär und das sicherte am Samstag die Achtung aller internationalen Verträge zu. „Die arabische Republik Ägypten bleibt allen ihren regionalen und internationalen Verträgen verpflichtet“, hieß es in einer Erklärung. Zu diesen Abkommen zähle auch das 1979 geschlossene Friedensabkommen mit Israel, hieß es. Israel begrüßte die Erklärung

Ägypten und Jordanien sind die einzigen arabischen Länder, die ein solches Abkommen mit dem jüdischen Staat geschlossen haben. Trotz der Machtübernahme durch das Militär bleibt die ägyptische Regierung vorerst im Amt, wie der Militärrat weiter mitteilte. Die Armeeführung versprach aber einen „friedlichen Übergang“ zu einer neu „gewählten zivilen“ Führung. Sie verhängte Reiseverbote gegen den ehemaligen Regierungschef Ahmed Nasif, den amtierenden Informationsminister Anas el Fekki und den ehemaligen Innenminister Habib el Adli, dessen Vermögen zudem eingefroren wurde.

Weltweit wurde der Rücktritt Mubaraks begrüßt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zog Parallelen zur Demokratiebewegung von 1989 in der DDR. Auch US-Präsident Barack Obama fühlte sich an den Fall der Mauer erinnert. In Kairo feierten Tausende ausgelassen auf dem zum Symbol der Revolution gewordenen Tahrir-Platz. Tsp

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