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Politik: Arbeitgeber feiern den Sozi Müntefering

Berlin – Die Begrüßung ist warmherzig, der Beifall lang und kräftig. Es ist aber kein SPD-Ortsverein, der sich im Berliner Hotel Maritim versammelt hat, um Franz Müntefering anzuhören – es ist der Arbeitgebertag des Bundesverbands der Deutschen Arbeitgeber (BDA).

Von Robert Birnbaum

Berlin – Die Begrüßung ist warmherzig, der Beifall lang und kräftig. Es ist aber kein SPD-Ortsverein, der sich im Berliner Hotel Maritim versammelt hat, um Franz Müntefering anzuhören – es ist der Arbeitgebertag des Bundesverbands der Deutschen Arbeitgeber (BDA). Er finde es „gut und richtig“, dass sich Müntefering entschieden habe, sich der großen Koalition als Minister zur Verfügung zu stellen, sagt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. Der Gefeierte nimmt die Würdigung mit leiser Ironie: „Wir hätten uns vor sechs Wochen nicht vorstellen können, dass Sie alle klatschen, dass ein Sozi Vizekanzler wird.“

Die Szene ist bezeichnend für die Mischung aus Skepsis und Hoffnung, mit der der Arbeitgeberverband auf die Politik schaut. Angela Merkel hat am Donnerstag als erste Gastrednerin „in der gebotenen Unbestimmtheit“ einen Überblick über den Verhandlungsstand in den Feldern gegeben, die die Unternehmer besonders interessieren: Haushalt, Steuern, Sozialsysteme, Arbeitsmarktpolitik. Hundts Aufforderung zum Reform-Mut setzt die designierte Kanzlerin die Erfahrung aller Tarif-Kompromisse entgegen: „Fühlen Sie mit uns!“

Die größere Überraschung bot aber Müntefering. Denn der künftige Vizekanzler stellte die Lage des Landes und die Reform-Notwendigkeiten ganz ähnlich dar wie die CDU-Chefin – bloß mit anderer Wortwahl. „Die Unsicherheit unter den Menschen ist unser größtes Problem“, diagnostizierte Müntefering: „Deutschland spielt defensiv.“ Daran etwas zu ändern, bedürfe es der Mithilfe aller: „Wir müssen an einem Strang ziehen – das muss doch zu begreifen sein!“

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