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ARD-Interview nach Wahl: Gauck nimmt Thema soziale Gerechtigkeit in seine Agenda auf

Das Thema Freiheit ist ihm am wichtigsten, doch wie sieht es mit sozialer Gerechtigkeit aus? Darauf gab Joachim Gauck in seinem ersten Fernsehinterview als Bundespräsident Antwort.

Der neugewählte Bundespräsident Joachim Gauck hat sich in einem Interview deutlich zur sozialen Gerechtigkeit bekannt. „Ich möchte nicht, dass der Sozialstaat beschädigt wird“, sagte Gauck am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Er stehe zu der in der Verfassung festgelegten „merkwürdigen“ Kombination des Rechtstaatsbegriffs mit einer sozialen Verpflichtung. Der parteilose Theologe sagte weiter, er schätze aber eine Sozialpolitik, die mit den gesellschaftlich Abgehängten trainiere, „wieder in Arbeitsprozesse zu kommen“.

Gauck kündigte an, sich am Freitag in seiner ersten politischen Rede im Bundestag ausführlicher zu sozialen Problemen in der Gesellschaft zu äußern. Kritiker hatten dem Theologen vorgeworfen, mit seiner Betonung der individuellen Freiheit die Bedeutung staatlicher Fürsorge zu vernachlässigen.

Gauck wies in der ARD Vorwürfe von Kritikern zurück, dass arme Menschen ihre Freiheitsrechte nicht wahrnehmen könnten. Es sei einfach ein Irrtum anzunehmen, dass Menschen, „die unten sind“, ihre Bürger- und Menschenrechte nicht aktiv vertreten könnten, sagte Gauck. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) etwa habe zum „abgehängten ländlichen Prekariat“ gehört und sich zum Regierungschef des größten Landes Europas emporgearbeitet.

Der 72-Jährige zeigte sich zudem optimistisch, was seine Zusammenarbeit mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angeht. Merkel habe ihm in unterschiedlichen Situationen ihre Wertschätzung versichert, sagte Gauck. Er selbst habe ihr sein Vertrauen angeboten sowie Offenheit und Loyalität. „Ich habe ihr in die Augen geschaut, und ich habe keinen Grund zu misstrauen.“

Merkel hatte sich nach dem Rücktritt des früheren Präsidenten Christian Wulff zunächst gegen Gauck ausgesprochen und war erst auf Druck des Koalitionspartners FDP eingeschwenkt. Gauck war von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen unterstützt worden.

(AFP)

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