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Armenien und Türkei: Tauwetter am Ararat

Es begann mit einem Fußballspiel. Als der türkische Präsident Abdullah Gül im September nach Armenien reiste, um sich dort ein WM-Qualifikationsspiel der Mannschaften beider Länder anzuschauen, war das eine weltpolitische Sensation. Nun könnten die verfeindeten Nachbarn bald diplomatische Beziehungen aufnehmen, sagen Beobachter.

Beim OSZE-Treffen in Helsinki wollen sich die Außenminister Ali Babacan und Eduard Nalbandian zusammensetzen. Die Gründe, dass es bisher keine Beziehungen gibt, liegen in der Erinnerung an die Massaker an den anatolischen Armeniern im Ersten Weltkrieg und im Karabachkonflikt. Armenien verlangt die Anerkennung der Massaker an den Armeniern als Völkermord, was die Türkei ablehnt. Im Karabachkonflikt der neunziger Jahre stand Ankara fest an der Seite des Verbündeten Aserbaidschan. Inzwischen wird in der Türkei über eine Geste der Armenier im Karabachkonflikt spekuliert. Den Armeniern sei bewusst, dass sich die Türkei bei der Grenzöffnung nicht bewegen könne, solange es in der Karabachfrage keine Fortschritte gebe, sagte Sinan Ülgen, Chef des Istanbuler Think Tanks Edam, dem Tagesspiegel. Der außenpolitische Kommentator Cengiz Candar rechnet mit einer Grenzöffnung und der Einrichtung diplomatischer Beziehungen im ersten Quartal 2009. Nach Ansicht von Ülgen ist die Türkei für einen Neubeginn mit Armenien offen, weil sie erkannt hat, dass ihre Ablehnungspolitik nichts gebracht hat. Zudem befürchtet Ankara, dass die neue US-Regierung die Massaker als Völkermord auffasst. Positive Entwicklungen in den türkisch-armenischen Beziehungen könnten das verhindern. Für Armenien geht es um ein Ende der Isolation, die durch die schlechten Beziehungen zu Aserbaidschan und der Türkei bedingt ist. Deshalb gehen die türkisch-armenischen Kontakte weiter. Im kommenden Oktober will der armenische Präsident Serge Sarkisian die Türkei besuchen – und zusammen mit seinem Kollegen Gül das WM-Rückspiel erleben.

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