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Politik: Arzneimittelbudgets: Kassenärzte wollen jetzt an Medikamenten sparen

Die Kassenärzte reagieren mit einem Sparprogramm auf die ihrer Meinung unzureichenden Arzneimittelbudgets. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) begründete ihr "Aktionsprogramm 2000" damit, dass die Mediziner "zur Rationierung in der Versorgung mit Arznei- und Heilmitteln" gezwungen werden.

Die Kassenärzte reagieren mit einem Sparprogramm auf die ihrer Meinung unzureichenden Arzneimittelbudgets. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) begründete ihr "Aktionsprogramm 2000" damit, dass die Mediziner "zur Rationierung in der Versorgung mit Arznei- und Heilmitteln" gezwungen werden. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin wies am Mittwoch darauf hin, dass in den Arztpraxen der Hauptstadt die vorgegebene Summe bereits am 7. November aufgebraucht sein wird.

Die Bundesvereinigung rät den Kassenärzten, sich vor Rückforderungen der Krankenkassen unter anderem dadurch zu schützen, dass sie bei Bagatellerkrankungen Medikamente nur noch auf Privatrezept oder gar nicht verschreiben. Auch soll auf Medikamente verzichtet werden, wenn beispielsweise Diäten, eine andere Lebensführung oder Fitness-Training langfristig erfolgversprechender sind. Statt teurer Originalmedikamente sollen konsequent Generika verordnet werden.

Nach Ansicht von Experten hätten die Kassenärzte 1999 bei Arzneien 8,2 Milliarden Mark sparen können, ohne dass die medizinische Qualität gelitten hätte. Diese Zahl aus dem im November erscheinenden "Arzneiverordnungsreport 2000" nannte der Arzneiexperte und Herausgeber Ulrich Schwabe am Mittwoch in Berlin. Bei einer Anhörung des Bundestags-Ausschusses Gesundheit zum Arzneibudget widersprach Schwabe damit den Klagen von Ärzten, Pharmaindustrie und Apothekern, die Sparpotenziale seien ausgeschöpft. Vielmehr hätten die Mediziner 2,97 Milliarden Mark sparen können, wenn sie noch konsequenter preiswertere Nachahmerprodukte verordnet hätten. Der Verzicht auf teure Schein-Innovationen und umstrittene Mittel hätte weitere 2,26 und 2,99 Milliarden Mark gebracht. Schwabe trat den Vorwürfen von Ärzten, Pharmaindustrie und Apothekern entgegen, die Budgets gefährdeten die Versorgung. Vielmehr hätten diese den finanziellen Spielraum für wichtige Innovationen und teure Spezialpräparate geschaffen.

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