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Asse und Gorleben: Atomdebatte geht weiter

Wie Asse geschlossen werden soll, darüber sind sich SPD und Union einig – nicht aber über Gorleben

Die Atomdebatte ist wieder in vollem Gang. Am Samstag soll in Berlin eine Großkundgebung gegen die Atomkraft stattfinden; schon seit dem 29. August sind 100 Trecker aus Niedersachsen auf dem Weg nach Berlin. Vor allem über die Frage, wo der radioaktive Müll einmal lagern soll, wird wieder gestritten wie schon lange nicht mehr.

Während Union und FDP den Standort Gorleben weiter auf seine Eignung als Endlager für stark strahlenden Atommüll testen wollen, lehnt die SPD das inzwischen komplett ab. Noch vor einem Jahr hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die Position vertreten, dass Gorleben parallel zu anderen geeigneten Standorten erkundet werden solle. Vielleicht hängt der Sinneswandel mit der Kette von Pannen zusammen, die seit der Übernahme des früheren Versuchsendlagers Asse öffentlich geworden sind.

Gabriel erwartet spätetens im Dezember eine Klärung der Frage, wie das Atommmülllager Asse am besten geschlossen werden kann. Er sei sicher, „dass wir Ende des Jahres diese Entscheidung treffen können“, sagte Gabriel am Donnerstag in Remlingen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte eine umfassende Sanierung des einsturzgefährdeten Bergwerks zu. Das Ziel sei, „dass die Asse ordentlich saniert wird und ein Weg gefunden wird, bei dem sich keiner Sorgen machen muss“, sagte Merkel. Gleichzeitig kündigte sie eine „schonungslose Analyse“ der Pannen in der Asse an.

Das Gabriel unterstellte Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stellte am Donnerstag die drei gegenwärtig diskutierten Alternativen für die Schließung der Asse vor. Infrage kommen demnach die Bergung der Abfälle, ihre Umlagerung in tiefere Schichten des Bergwerks oder die Verfüllung der Kammern und Hohlräume mit einem Spezialbeton. Im zuletzt genannten Fall wären die Kammern mit den Abfällen nie mehr zugänglich. Bei allen Überlegungen habe der Schutz der Bevölkerung und der Beschäftigten oberste Priorität, sagte BfS-Präsident Wolfram König. Jede Option solle daraufhin überprüft werden, wie groß die Strahlenbelastung ist und wie sie technisch und rechtlich umgesetzt werden kann.

Die Kosten für die Stilllegung der Asse können bislang nur grob geschätzt werden. Je nach Variante, müssen 2,5 bis 4 Milliarden Euro dafür aufgebracht werden. Gabriel bekräftigte seine Forderung, dass die Atomwirtschaft und nicht der Steuerzahler diese Mittel aufbringen müsse. Die Energiekonzerne haben aber bereits abgewinkt. In dem früheren Salzbergwerk Asse lagern nach offiziellen Angaben rund 126 000 Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Atommüll. Darunter sind auch etwa 28 Kilogramm Plutonium. Das genaue Inventar wird sich nach Angaben von BfS-Chef König wohl nicht mehr ermitteln lassen, weil Akten fehlten oder in schlechtem Zustand seien.

Mit Blick auf Gorleben bekräftigte Gabriel seine Auffassung, dass der Salzstock im Kreis Lüchow-Dannenberg für ein Endlager nicht mehr infrage komme. Ich glaube, „dass Gorleben aus dem Spiel ist und dass die, die von Anfang an nur auf Gorleben gesetzt haben, die gesamte Endlagerdebatte an die Wand gefahren haben“, sagte er. Kanzlerin Merkel forderte dagegen eine weitere Erkundung. „Das Moratorium ist noch nicht aufgehoben. Das finde ich nicht gut“, sagte sie. „Ich wäre dafür, dass man das offen erkundet. Ich finde es komisch, auf halber Strecke stehenzubleiben, um dann immer zu sagen: Aber wir wissen ja nun noch nicht, ob das geeignet ist.“ Die Arbeiten im Salzstock sind seit dem Jahr 2000 unterbrochen. Zuletzt hatten mehrere Wissenschaftler, die in den 70er Jahren als Gorlebengutachter tätig waren, Zweifel an der Eignung geäußert.

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