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Atomendlager: Sicherheit für eine Million Jahre

Das Umweltministerium entwirft seine Sicherheitsanforderungen entlang dem internationalen Stand der Wissenschaft. Und das fordert es auch von den Betreibern eines Endlagers.

An einem Punkt hat sich das Sicherheitskonzept für ein atomares Endlager für stark strahlende Abfälle nicht verändert: Der Müll soll weiter in einer tiefen geologischen Formation dauerhaft gelagert und unter nahezu keinen Umständen wieder herausgeholt werden. Das geht aus den „Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle“ hervor, die das Bundesumweltministerium am Dienstag veröffentlicht hat. „Die Langzeitsicherheit des Endlagers darf nicht auf aktiven Maßnahmen zur Überwachung und Wartung beruhen“, heißt es darin. Damit ist gemeint: Ist der Müll erst einmal unter der Erde, muss er dort so sicher liegen, dass er unerreichbar ist für Terroristen und möglichst keine künftige Generation genau dort nach Rohstoffen sucht.

Für die ersten 500 Jahre nach der Schließung des Endlagers müsse gewährleistet werden, dass die Information über das Endlager präsent ist. Nach etwa 1000 Jahren rechnen die Experten allerdings damit, dass das Wissen um das Lager verloren ist. Das Umweltministerium entwirft seine Sicherheitsanforderungen entlang dem internationalen Stand der Wissenschaft. Und das fordert es auch von den Betreibern eines Endlagers. Während der Erkundung, der Errichtung und dem Betrieb der Anlage muss sie stets an den Stand der Wissenschaft angepasst werden. Das läuft unter dem Stichwort „schrittweise Optimierung“.

Auch wenn die Regierung eine Sicherheitsfrist von einer Million Jahre verlangt, zeigt das Papier vor allem, wo die Grenzen für die Risikoeinschätzung und damit die Sicherheit eines Endlagers liegen. Ein Beispiel ist die Bestimmung, dass „Entwicklungen, bei deren Eintreten die primären Auswirkungen die Sekundärfolgen auf das Endlager bei weitem übersteigen“ nicht berücksichtigt werden müsse. Damit gemeint ist beispielsweise ein Einschlag eines großen Meteoriten. Der Sicherheitsnachweis ist, je weiter in der Zukunft er erbracht werden muss, reine Mathematik. So heißt es in dem Papier, der Betreiber müsse alle Argumente zusammenfassen, „die die Langzeitsicherheit belegen“ und darlegen, „wodurch das Vertrauen in diesen Nachweis begründet ist“. Dabei müssen auch dramatische Klimaänderungen, Erdbeben oder Vulkanismus berücksichtigt werden – und die Frage, welche Folgen der Zerfall der radioaktiven Stoffe im Berg haben kann. Dabei geht es um die Gasentwicklung und den Druck, der dabei entsteht. Ist es möglich, dass an sich dichtes Gestein dadurch porös wird und Strahlung austreten kann? Obwohl die Abfälle nach einer Million Jahre nicht aufhören zu strahlen, endet die Nachweispflicht für die Sicherheit nach einer Million Jahre. In dem Papier heißt es dazu: „Wenn die Unsicherheiten so groß werden, dass praktisch beliebige Rechenergebnisse erzeugt werden können, haben Rechnungen nur noch geringe Beweiskraft.“

Das vollständige Papier gibt es im Internet:
Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle.

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