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Politik: Atomkraft: Mangelnde Konzentration

Über die meldepflichtigen Vorgänge im Atomkraftwerk Philippsburg Ende August/Anfang September hat der Betreiber EnBW dem baden-württembergischen Umweltministerium über Wochen hinweg "nur bröckchenweise" berichtet. Ein Sprecher der Aufsichtsbehörde erklärte am Sonntag dem "Tagesspiegel", trotz mehrfachen Drängens habe es über vier Wochen gedauert, "bis Licht ins Dunkel" gebracht wurde.

Über die meldepflichtigen Vorgänge im Atomkraftwerk Philippsburg Ende August/Anfang September hat der Betreiber EnBW dem baden-württembergischen Umweltministerium über Wochen hinweg "nur bröckchenweise" berichtet. Ein Sprecher der Aufsichtsbehörde erklärte am Sonntag dem "Tagesspiegel", trotz mehrfachen Drängens habe es über vier Wochen gedauert, "bis Licht ins Dunkel" gebracht wurde. Wäre mit der ersten Meldung am 27. August gleich klar gewesen, dass zu diesem Zeitpunkt von vier nur ein Flutbehälterpaar die vorgeschriebene Borsäurekonzentration aufwies, hätte die Anlage abgeschaltet werden müssen.

Die Chronik der Ereignisse: Am 12. August ging der Druckwasserreaktor des Block II des Atomkraftwerks Philippsburg nach der Jahresrevision wieder ans Netz. Auch die vier Flutbehälterpaare waren neu befüllt worden. Nicht überprüft worden war, ob die Borsäurekonzentration entsprechend der Vorgabe des Betriebshandbuchs 2200 ppm betrug. Eine Probenentnahme am Behälter JNK 10 erfolgte am 25. August; das Ergebnis: 1950 ppm. Der Schichtleiter ließ Borsäure nachspeisen und durch Umwälzen durchmischen. Die drei anderen Flutbehälterpaare hingegen blieben unüberprüft.

Am Montag, den 27. August musste der Behälter JNK 10 ein weiteres Mal mit Borsäure aufgefüllt werden. Der Schichtleiter informierte den Bereichs- und den Teilbereichsleiter - und mündlich das baden-württembergische Umweltministerium: Ein Flutbehälterpaar habe nicht den vorgeschriebenen Borsäuregehalt aufgewiesen. Erst tags darauf wurde das Behälterpaar JNK 30 untersucht: 1738 ppm. Es wurde nachgespeist und 48 Stunden umgewälzt: Am 30. 8. ermittelte man eine Konzentration von 2280 ppm. Am selben Tag ergab eine Probenentnahme am JNK 40 einen Wert von 1975 ppm, erst am 3.9. konnten 2234 ppm festgestellt werden, danach musste noch einmal zwei Tage lang umgewälzt werden. Das baden-württembergische Umweltministerium erfuhr am 5.9., dass zeitweise drei Flutbehälter nicht vorschriftsmäßig mit Borsäure gefüllt waren.

Gleichzeitig informierte EnBW den Generalgutachter, den TÜV Energie- und Systemtechnik. Dessen Stellungnahme vom 24.9. erreichte das Ministerium am 27.9. Kernaussage: "Die für die Beherrschung von Störfällen erforderliche Borsäurekonzentration wurde nicht unterschritten." Am 10. 9. wurde das Bundesumweltministerium aus Stuttgart informiert. Erst am 5. Oktober, so das Landesumweltministerium, habe aufgrund mehrfachen Drängens ein umfassender Bericht der EnBW darüber vorgelegen, was passiert ist.

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