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Atommüll: Asse soll in neuem Licht erstrahlen

Die Aufsichtsbehörde eröffnet eine Infostelle für das Atommülllager im Salzbergwerk und will nach der Pannenserie von 2008 Vertrauen zurückgewinnen.

Vergeblich warteten Umweltschützer Montagnachmittag am Atommülllager Asse auf Sigmar Gabriel. Der Bundesumweltminister war erkrankt und hatte den Termin zur Eröffnung des Asse-Informationszentrums kurzfristig abgesagt. Die Infostelle des Bundesamtes für Strahlenschutz solle künftig Anlaufpunkt für alle Interessierten sein, sagte der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König. Die Gabriel (SPD) unterstellte Behörde ist seit Jahresbeginn Betreiber der Asse.

Das frühere Salzbergwerk, in dem etwa 90 000 Tonnen Atommüll in 126 000 teils korrodierten Fässer lagern, hatte 2008 durch Laugenzuflüsse, vertuschte Pannen und immer neue Berichte über den Zustand der Abfälle Schlagzeilen produziert. So wurde bekannt, dass Atommüllfässer mit Gabelstaplern einfach über Abhänge gekippt oder in bereits volle Kammern gequetscht, radioaktiv belastete Laugen ohne Genehmigung in tiefere Bereiche gepumpt oder in andere Bergwerke gebracht, Studien über die Baufälligkeit des Bergwerks zurückgehalten wurden. Auch Ministerien und Behörden gestanden in den vergangenen Monaten schwere Versäumnisse ein, Gabriel nannte die Asse gar den größten anzunehmenden Unfall in der Endlagerdebatte.

Nun gelte es, verloren gegangenes Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, sagte König. Er kündigte an, die Öffentlichkeit über alle Schritte bei der anstehenden Schließung der Asse zu unterrichten. „Die neue Infostelle wird dabei eine zentrale Rolle spielen“, erklärte der BfS-Präsident. Das Bundesamt will darüber hinaus auch bei Veranstaltungen mit Schautafeln, Computeranimationen und Vorträgen über das Atommülllager informieren.

Vorrangige Aufgabe ist nach den Worten Königs die Herstellung der Langzeitsicherheit in dem früheren Salzbergwerk. Die Herausforderung sei, die radioaktive Strahlung der Abfälle in der Schachtanlage von der Biosphäre abzuschirmen. Es dürfe zu keinem Zeitpunkt unkontrolliert Radio aktivität aus den Abfällen in die Umwelt gelangen. Die Situation unter Tage hatte König bereits in der vergangenen Woche als „sehr ernst“ bezeichnet: „Wir haben ein Bergwerk, das einzustürzen droht, ein Bergwerk, in das täglich 12 000 Liter Wasser eindringen und damit die Stabilität weiter entfestigen.“

Bis Ende 2009 soll ein Konzept für die Schließung stehen. Selbst die Rückholung des Atommülls oder zumindest eines Teils davon halten die BfS-Experten nicht für ausgeschlossen. Die Bergung der Abfälle aus dem Bergwerk ist eine Kernforderung der Atomkraftgegner. Der bisherige Betreiber, das Helmholtz Zentrum München, hatte dagegen die Flutung der Grube mit einer salzhaltigen Lösung favorisiert.

Für die Atomkraftgegner sind Trans parenz, Bürgerbeteiligung und ein Optionenvergleich allerdings nur erste Schrit te. Zudem handele es sich bislang auch nur um Ankündigungen, monierte Udo Dettmann vom Asse-II-Koordinationskreis. Einen Vertrauensbonus für das Bundesamt für Strahlenschutz gebe es jedenfalls nicht.

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