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Atommüll: Gorleben und anderswo

Experten: Suche nach Endlager sollte ausgeweitet werden.

Berlin - Gorleben nicht aufgeben, aber zugleich andere Standorte suchen, die ein Endlager für hochradioaktiven Müll sein könnten. So lautet die Empfehlung einer Expertenrunde, die an der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler die Endlagerfrage zwei Jahre lang bearbeitet hat. Die sieben Forscher brachten verschiedene Perspektiven ein: die technische, ethische, soziologische und juristische. Am Montagabend stellten sie in Berlin ihre gut 400 Seiten fassende Analyse vor.

Dass die Situation in Deutschland verfahren ist, sei ihnen bewusst gewesen, sagte der Jurist und Koautor Eckard Rehbinder von der Universität Frankfurt (Main). „Als Nutznießer der Kerntechnik ist unsere Generation aber in der Pflicht, das Abfallproblem zügig anzugehen.“ Dazu gehöre auch, bereits vorhandene und unter hohem finanziellen Aufwand erworbene Informationen in die Bewertung einzubeziehen. „Daher sollte man Gorleben nicht vornherein ausschließen.“

Im Rahmen eines konkreten Zeitplans soll der Salzstock weiter geprüft werden. Für den Fall, dass Gorleben aus technischen oder politischen Gründen scheitert, müssten gleichzeitig andere Standorte gesucht werden. Dafür sollen zunächst oberirdische Erkundungsverfahren und Probebohrungen genutzt werden. „Wenn es belastbare Belege dafür gibt, dass bestimmte Standorte geeigneter sein könnten, sollten auch dort Stollen in den Berg getrieben werden, um weiter zu erkunden“, sagte Rehbinder.

Dieses „Gorleben plus“ genannte Konzept bietet aus Sicht der Forscher die größten Chancen, in den nächsten Jahrzehnten über ein Endlager für hochradioaktive Abfälle zu verfügen. Entscheidend sei, ein verbindliches Verfahren zur Standortsuche sowie einen Zeitplan festzulegen, die auch einen Regierungswechsel überstehen. Die Experten haben verschiedene Szenarien durchgespielt. Demnach könnte frühestens in 25 Jahren die Einlagerung beginnen. Derzeit werden vorrangig Steinsalz und Tonstein als geeignete Wirtsgesteine erachtet. Mögliche Standorte liegen damit im Norden und im Südwesten des Landes. Ralf Nestler

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