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Luftbild des stillgelegten Eisenerz-Bergwerks Schacht Konrad in Salzgitter.

© Nigel Treblin/ddp

Atommüll: Schacht Konrad kommt später

Ein Gutachten des Tüv Rheinland hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung bewogen, den Fertigstellungstermin für das Endlager im Schacht Konrad zu verschieben. Dafür soll es dann schneller gefüllt werden.

Schacht Konrad, das Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll in Niedersachsen, wird fünf Jahre später fertig als geplant. Das teilten Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) und die Chefin der Bundesgesellschaft für Endlagerung, Ursula Heinen-Esser, am Donnerstag in Berlin mit. Mit der Eröffnung kann demnach erst 2027 gerechnet werden. Die Planungen hätten aber so viel Sicherheitspuffer, dass das Endlager auch etwas früher fertig werden könnte, sagte Flasbarth.

Dafür soll die Einlagerung des Atommülls dann schneller als bisher geplant gehen. Statt im Einschichtbetrieb soll das Endlager im Zweischichtbetrieb gefüllt werden. Schacht Konrad ist für 300.000 Kubikmeter Atommüll ausgelegt und sollte ursprünglich mit jährlich 10.000 Kubikmetern gefüllt werden. Voll wäre das Endlager also erst nach 30 Jahren gewesen. Doppelt so schnell wird es aber trotz des Zweischichtbetriebs nicht gehen, sagte Flasbarth: „Das ist nicht kompatibel mit dem Rückbau.“ Das Endlager soll nämlich unter anderem radioaktiven Abbruch aus stillgelegten Atomkraftwerken aufnehmen, die offenbar gar nicht so schnell demontiert werden können.

Die Terminverschiebung folgt den Empfehlungen eines Gutachtens des Tüv Rheinland, dessen Kurzfassung bereits öffentlich ist. „Der Tüv hat 8000 Einzelpositionen auf ihren Einfluss auf den Zeitablauf überprüft“, sagte die ehemalige Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, Heinen-Esser.

Bau soll nicht viel teurer werden

Zwei Problemkreise habe der Tüv identifiziert: atomrechtliche Vorprüfungen, etwa für Spezialfahrzeuge, deren Zeitpläne zu kurz waren. Und alte Verträge mit Baufirmen, die wegen neuer Vorschriften nachverhandelt werden mussten. Dass die Zuständigkeit für die Endlagerung von Atommüll früher auf zwei Bundesgesellschaften verteilt war, habe für zusätzliche Reibungsverluste gesorgt, sagte Heinen-Esser.

Wie viel teurer das Endlager durch die Verzögerung wird, konnte sie noch nicht beziffern. „Es wird aber keine allzu große Summe sein.“ Eingeplant sind 3,6 Milliarden Euro, 1,4 Milliarden wurden bereits verbaut.

Politisch heikel dürfte nun die Findung eines Platzes für ein Bereitstellungslager werden, in dem der Atommüll zunächst gesammelt wird, um ihn logistisch koordiniert ins Endlager zu schaffen. Ein weiteres Lager in Niedersachsen werde politisch schwer durchsetzbar sein, sagte Flasbarth.

"Rückholung des Atommülls kann nicht gewährleistet werden"

„Ungeachtet der Jahreszahl der Inbetriebnahme ist es in der Sache falsch, am Schacht Konrad festzuhalten“, kritisierte der Umweltverband BUND. „Schon heute entspricht das Lager nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik.“ Das stellte Flasbarth anders dar: „Es gilt Safety first.“ Die Anforderungen würden immer wieder angepasst.

Der BUND hat aber noch weitere Kritikpunkte: „Die Lagerung in diesem alten Bergwerk wäre heute nicht mehr genehmigungsfähig. Eine Rückholung des Atommülls kann nicht gewährleistet und wesentliche Mengen von Müll aus dem Atommülllager Asse oder aus der Urananreicherung können dort nicht eingelagert werden.“ Der BUND fordert deshalb ein neues Suchverfahren.

Unberührt von der Verzögerung beim Schacht Konrad ist das Endlager für hochradioaktiven Atommüll. Erst 2031 soll der Standort gefunden sein, der Bau soll dann noch 20 Jahre dauern.

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