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Atomprogramm: Iran will Brennstäbe selbst herstellen können

Eigenen Angaben zufolge kann der Iran selbst Brennstäbe herstellen. Bislang ging der Westen davon aus, dass er dafür nicht die technischen Fertigkeiten habe. Die Herstellung von Brennplatten geht der Urananreicherung voraus.

Der Iran hat neue Einzelheiten über sein umstrittenes Atomprogramm enthüllt, das demnach weiter fortgeschritten ist, als bislang bekannt. Der Iran sei jetzt in der Lage, Brennstäbe selbst herzustellen, sagte der Chef des iranischen Atomprogramms, Ali Akbar Salehi, am Samstag der Nachrichtenagentur Fars. Der Westen war bislang davon ausgegangen, dass Teheran nicht über die dafür notwendigen technischen Fertigkeiten verfügt.

"Wir haben in der Anlage von Isfahan eine Einheit zur Herstellung von Brennstoffplatten eingerichtet“, sagte Salehi, der interimsweise auch Außenminister ist. Mit der Fertigstellung dieser Anlage sei der Iran „unter den wenigen Ländern, die Brennstoffplatten und Brennstäbe herstellen können“. Bislang bezog der Iran Brennstäbe aus Russland. Nach mehrmonatigen Verzögerungen hatte das Land im vergangenen Oktober begonnen, den mit russischer Hilfe gebauten Leichtwasserreaktor Buschehr mit Brennstäben zu bestücken. Ende November meldete Teheran die Inbetriebnahme Buschehrs.

Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Vorwand der zivilen Nutzung der Kernenergie Atomwaffen zu bauen. Teheran weist das zurück, der UN-Sicherheitsrat verhängte aber mehrfach Sanktionen.

Anfang Dezember nahm der Iran in Genf nach mehr als einem Jahr die Gespräche mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland (5+1-Gruppe) über sein umstrittenes Atomprogramm wieder auf. Noch in diesem Monat ist in Istanbul eine Fortsetzung der Gespräche geplant. Regelmäßige Erfolgsmeldungen über das Atomprogramm sind Teil der Informationsstrategie Teherans im Atomstreit. Auch kurz vor den Genfer Gesprächen hatte Salehi Fortschritte verkündet. Damals sagte er im iranischen Fernsehen, sein Land habe erstmals konzentriertes Uran, sogenannten yellowcake, hergestellt, der als Grundlage bei der Urananreicherung dient. Die Herstellung aus Mineralien einer Mine im Süden des Landes habe die Hoffnungen des Westens widerlegt, dem Iran mangele es dafür an Grundstoffen. Grundlage für das iranische Atomprogramm waren bislang rund 600 Tonnen yellowcake aus Südafrika, die Teheran vor der Islamischen Revolution erworben hatte.

Über den genauen Stand des iranischen Atomprogramms herrscht Unklarheit. Ende Dezember hatte Israel erklärt, dass wegen der jüngsten Computerprobleme in iranischen Atomanlagen Teheran noch mehrere Jahre vom möglichen Atomwaffen-Besitz entfernt sei. Im Iran hatte es seit dem Sommer immer wieder Probleme mit dem sogenannten Stuxnet-Virus gegeben.

Die Produktion von Brennstäben und -platten ist ein elementarer Schritt in der Brennstoffkette der zivilen Anwendung der Atomkraft. Der Herstellung von Brennplatten geht die Urananreicherung voraus. Die Urananreicherung stand bislang im Mittelpunkt des Streits ums das Atomprogramm des Irans. Denn angereichertes Uran kann zivil, aber auch zum Bau von Atombomben genutzt werden. Dabei ist der Grad der Anreicherung ausschlaggebend. Teheran hatte im Februar vergangenen Jahres die Produktion von auf 20 Prozent angereichertem Uran gestartet - angeblich für medizinische Zwecke. Für den Bau einer Atombombe ist allerdings ein Anreicherungsgrad von mehr als 90 Prozent erforderlich. Salehi sagte Fars am Samstag, inzwischen seien „fast 40 Kilogramm“ Uran mit einem 20-prozentigen Anreicherungsgrad produziert. (AFP)

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