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Atomstreit: Bastelt Iran an der Atombombe?

Der Iran hat mit der Produktion von höher angereichertem Uran begonnen, offiziell zur zivilen Nutzung. Der Westen vermutet aber, dass Teheran heimlich an Nuklearwaffen bastelt. Wie realistisch ist das?

Zunächst geht es um eine Kettenreaktion – die in einem Reaktor abläuft oder eine Atombombe zur Explosion bringt. Sie beginnt, wenn ein Neutron genanntes Teilchen den Kern eines Uranatoms spaltet. Dabei entstehen nicht nur zwei jeweils erheblich kleinere Atomkerne, sondern auch zwei oder drei weitere Neutronen. Die können weitere Uranatome spalten und so eine Kettenreaktion auslösen.

Soweit die Theorie. In der Natur aber besteht Uran aus drei verschiedenen schweren Atomen, die Physiker als Isotope bezeichnen. Das leichteste Isotop heißt Uran-234, das mittlere nennen Physiker Uran-235 und Uran-238 ist das schwerste Atom in dieser Reihe. In Kernreaktoren und Atomwaffen aber lässt sich nur Uran-235 spalten. Natürliches Uran enthält jedoch 99,3 Prozent des nicht spaltbaren Uran-238, nur kleine Mengen Uran-234 und gerade einmal 0,7 Prozent Uran-235.

Fast alle bei der Spaltung von Uran-235 entstehenden Neutronen bleiben daher im Uran-238 stecken, das sie nicht spalten können. Mit Natururan gibt es also keine Kettenreaktion. Ein Kernkraftwerk und eine Atombombe kann man daher nur bauen, wenn man den Gehalt von Uran-235 im Natururan erhöht – anreichert. Dazu wandelt im Iran eine Chemieanlage in Isfahan Uranoxid in das Gas Uranhexafluorid um. Dieses Gas bringen die iranischen Atomtechniker in der Stadt Natans in eine Urananreicherungsanlage. In ihr rotieren viele luftleere Zylinder 90 000 Mal in jeder Minute um ihre eigene Achse, in denen das schwerere Uran-238- Gas ein wenig schneller zur Zylinderwand getrieben wird als das leichtere Uran-235-Gas. Im Inneren der Zylinder reichert sich so mehr als die ursprünglichen 0,7 Prozent Uran-235 an. Schaltet man mehrere dieser Zentrifugen hintereinander, kann man dieses Gas weiter anreichern. Für einen Reaktor reicht ein Gemisch mit drei bis 4,5 Prozent Uran-235.

Man kann aber dieses Reaktor-Uran auch in zusätzlichen Zentrifugen weiter anreichern, bis man einen Stoff erhält, der rund 90 Prozent Uran-235 enthält. Dieses HEU (Highly Enriched Uranium) kann für den Bau einer Atombombe verwendet, aber auch in speziellen Kernreaktoren eingesetzt werden, die viel mehr Neutronen erzeugen, als für die Kettenreaktion benötigt werden. Mit diesen Neutronen kann man Substanzen erzeugen, die beispielsweise für Diagnosen und Behandlungen von Schilddrüsenerkrankungen verwendet werden. Allerdings verwenden diese Reaktoren niedriger angereichertes Uran, das nur 20 Prozent Uran-235 enthält und daher nicht für Kernwaffen verwendet werden kann. Offiziell will der Iran dafür 20-prozentiges Uran-235 produzieren.

Allerdings müssen in der Urananreicherungsanlage von Natans nur ein paar Rohre umgeklemmt werden, um statt des 20-prozentigen Uran-235 das atomwaffentaugliche HEU herzustellen. Solche Änderungen entdecken Fachleute leicht – dafür müsste der Iran aber entsprechenden Inspektionen zustimmen.

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