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Atomstreit: Iran umgeht Ölembargo

Es sollte ein harter wirtschaftlicher Schlag gegen den Iran werden. Doch der Gottesstaat ist scheinbar bestens auf das Embargo vorbereitet. "Die Sanktionen werden keinerlei Einfluss auf unsere Ölindustrie haben“, so Ölminister Rostam Ghasemi.

Seit Sonntag gilt in der Europäischen Union ein Stopp für alle Öllieferungen aus dem Iran. Damit hat die EU, unterstützt von den USA, die Gangart im Atomstreit mit dem islamischen Staat verschärft. Allerdings versucht der Iran offenbar, mit der Ausflaggung seiner Tanker das Ölembargo zu umgehen. 15 der 39 Öltanker des Landes würden inzwischen unter der Flagge des winzigen Pazifik-Inselstaats Tuvalu fahren, berichtete die BBC. Das Ölministerium in Teheran wollte den Bericht nicht kommentieren.

In den vergangenen Wochen habe die Tankergesellschaft des Irans auch Namen von Schiffen geändert, hieß es bei der BBC weiter. Um nicht erkannt zu werden, hätten iranische Tanker in jüngster Zeit zudem die Transponder ausgeschaltet, mit denen sie über das sogenannte AIS-System geortet werden können. Zwei der iranischen Tanker unter Tuvalu-Flagge seien derzeit auf dem Weg zum ägyptischen Hafen Ain al Sukhna am südlichen Ende des Suez-Kanals, berichtete die BBC weiter. Um das EU-Embargo zu umgehen, könnten die Schiffe ihr Öl theoretisch von diesem Hafen aus über eine Pipeline ins ägyptische Alexandria pumpen und dort im Mittelmeer dann von Tankern anderer Länder abholen lassen, hieß es weiter. Anschließend könnte dieses Öl an europäische Raffinerien geliefert werden.

Rostam Ghasemi, der Ölminister des Iran bei einer Konferenz der OPEC in Wien
Rostam Ghasemi, der Ölminister des Iran bei einer Konferenz der OPEC in Wien

© dapd

Der iranische Ölminister Rostam Ghasemi verkündete, Teheran sei bereits für die Sanktionen gewappnet. „Die Regierung ist voll und ganz auf die Sanktionen vorbereitet, alle Vorkehrungen sind getroffen und die Sanktionen werden keinerlei Einfluss auf unsere Ölindustrie haben“, sagte er nach Angaben staatlicher Medien am Sonntag. Ghasemi ergänzte, der Iran habe bereits Verhandlungen mit neuen Kunden begonnen, nannte aber keine Namen. Sanktionen gegen den Iran gebe es schon seit Jahren, ohne etwas zu bewirken, außer dass das Land noch unabhängiger von westlicher Technologie geworden sei, so der Minister.

Catherine Ashton, Außenbeauftragte der EU, konnte bisher keine Einigung mit den iranischen Delegationen erzielen.
Catherine Ashton, Außenbeauftragte der EU, konnte bisher keine Einigung mit den iranischen Delegationen erzielen.

© Reuters

Allerdings ist der Ölexport die Haupteinnahmequelle des Gottesstaates, und mit den EU-Sanktionen verliert das Land mindestens 20 Prozent seines Einkommens. Laut Beobachtern könnte es zu gravierenden Einbußen kommen, falls sich andere Länder den Sanktionen anschließen. Gespräche zwischen der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und dem iranischen Atom-Chefunterhändler Said Dschalili in Istanbul, Bagdad und zuletzt in Moskau hatten wenig Greifbares gebracht. Am 3. Juli steht in Istanbul ein möglicherweise letzter Versuch bevor: Dann sollen Experten miteinander sprechen.

Der Iran beharrt auf dem „unveräußerlichen Recht“ eines zivilen Atomprogramms, das auch die Anreicherung von Uran beinhaltet. Am Rande des G-20-Gipfels in Mexiko teilten Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Barack Obama in einer gemeinsamen Erklärung mit, der Iran habe das Recht auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie. Doch müsse Teheran ernsthafte Anstrengungen unternehmen, um Vertrauen herzustellen, dass sein Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken diene.

Der Westen verlangt, Teheran müsse die Urananreicherung auf 20 Prozent einstellen. Sie gilt als wichtiger Schritt in Richtung einer höheren Anreicherung, mit der auch waffenfähiges Uran hergestellt werden könnte. dpa

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