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Politik: Attentäter im Deutschland-Trikot

Mutmaßliche Bombenleger offenbar mit Verbindungen in den Libanon / BKA sieht Wiederholungsgefahr

Wiesbaden - Die beiden Kofferbomben in Dortmund und Koblenz sind offenbar von Terroristen mit Verbindungen in den Libanon gelegt worden. Wie der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, am Freitag in Wiesbaden berichtete, wurden in den Koffern Zettel gefunden, auf denen sich Telefonnummern aus dem Libanon befinden: „Vorstellbar ist also, dass die Täter Signale setzen wollten im Hinblick auf den Konflikt im Nahen Osten.“ Sie hätten Zerstörungen und Menschenopfer in Kauf genommen, sagte der BKA-Chef. Die Ermittler fahnden jetzt nach zwei Personen, die die Koffer am Kölner Hauptbahnhof in den Zügen deponiert haben sollen.

Bei der Auswertung von Videoaufzeichnungen wurden die BKA-Fahnder auf zwei junge Männer aufmerksam, die am 31. Juli mit schweren Trolleykoffern in die beiden Regionalzüge nach Dortmund und Koblenz einstiegen. Die Bundesanwaltschaft setzte für Hinweise zur Ergreifung der Täter eine Belohnung von 50 000 Euro aus.

„Die Auslobungssumme zeigt, dass wir sehr besorgt sind und davon ausgehen müssen, dass die Gefahr noch andauert“, sagte Ziercke. Bei der Konstruktion der Bomben seien den Tätern allerdings handwerkliche Fehler unterlaufen. Eine Zündung habe bei beiden Sprengsätzen stattgefunden, es sei aber nicht zur Detonation gekommen. Die Bomben hätten zeitgleich auf freier Strecke etwa zehn Minuten vor Eintreffen der Züge an ihren Zielorten explodieren sollen. Zeitpunkt der Zündung sei 14 Uhr 30 gewesen.

Nach den Worten des BKA-Chefs hätte eine Explosion verheerende Auswirkungen gehabt. Beide Bomben bestanden jeweils aus einer Elf-Liter-Gasflasche und drei 1,5-Liter-Petflaschen, die mit Benzin gefüllt waren. Bei einer erfolgreichen Zündung hätte es nach Zierckes Worten in beiden Zügen einen Feuerball gegeben, durch den zahlreiche Menschen verletzt oder getötet worden wären. Wahrscheinlich wäre mindestens der unmittelbar betroffene Waggon ausgebrannt, der beigegebene Brandbeschleuniger hätte aber auch zu einem Übergreifen des Feuers auf andere Wagen führen können.

Eine Wiederholungsgefahr sei „durchaus gegeben“, erklärte der BKA-Chef weiter. Die Täter hätten vor der geplanten Detonation die Züge verlassen. Es habe sich also nicht um Selbstmordattentäter gehandelt. Nach Zierckes Worten gibt es weitere Hinweise auf Verbindungen der Täter in den Libanon. So wurden in einem der Koffer zwei Tüten mit Speisestärke libanesischer Herkunft gefunden, zudem ein Einkaufszettel. Darauf hatte der unbekannte Einkäufer neben Mischbrot und Oliven auch eine Joghurtmarke libanesischer Produktion notiert.

Am Freitagmorgen wurde eine öffentliche Personenfahndung gestartet. Die beiden Kofferbomben waren am 31. Juli in Regionalzügen in Koblenz und Dortmund abgelegt worden. Die Ermittler zeigten auf der Pressekonferenz in Wiesbaden unter anderem Bilder von Überwachungskameras des Kölner Hauptbahnhofs, auf denen zwei Personen zu sehen waren, die offenbar die Kofferbomben in die Züge transportierten. Die Bilder sind seit Freitag zudem für jedermann im Internet anzusehen: Die erste Person ist etwa 1,80 Meter groß, mit südländischem Aussehen. Der Mann trug dunkles, kurzes Haar, war mit einem weißen Hemd und dunkler Hose bekleidet. Die zweite Person sei zwischen 1,68 und 1,72 Metern groß, ebenfalls von südländischem Aussehen. Sie habe schulterlanges, nach hinten gekämmtes, dunkles Haar und einen Kinnbart. Bekleidet war diese Person mit einem weißen T-Shirt im Stil eines Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. AP

www.bka.de

Die Männer bestiegen am 31. Juli mit Trolleykoffern, in denen sich offenbar die Bomben befanden, die beiden Züge. Einer hatte einen Koffer, der dem Tat-Trolley der Marke „e-go“ , ein anderer einen, der dem Tat-Trolley der Marke „Sunpeak“ entsprechen könnte. Das BKA zeigte am Freitag auch eine Druckgasflasche, die zur Konstruktion der Bomben verwendet wurde.

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