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Schuldig. Dschochar Zarnajew hat nach Ansicht des Gerichts das Marathon-Attentat von Boston zu verantworten.

© Reuters

Update

Attentat auf Boston-Marathon 2013: Dschochar Zarnajew zu Todesstrafe verurteilt

Dschochar Zarnajew, der Bombenleger vom Boston-Marathon 2013, ist von einer US-Jury zum Tode verurteilt worden. Er soll mit einer Giftspritze hingerichtet werden. Bei dem Attentat waren drei Menschen getötet und 260 weitere verletzt worden.

Der Bombenleger vom Boston-Marathon wird für den Terroranschlag mit drei Toten und 260 Verletzten mit dem Tod bestraft. Das meldeten CNN und der „Boston Globe“ am Freitag in übereinstimmenden Berichten aus dem Gerichtsprozess gegen den Attentäter Dschochar Zarnajew. Er soll mit einer tödlichen Giftspritze hingerichtet werden.

Zarnajew hatte im April 2013 mit seinem älteren Bruder Tamerlan zwei Sprengsätze am Zieleinlauf des Marathons gezündet. Es war der schwerste Anschlag in den USA seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Es folgte eine tagelange Verfolgungsjagd mit der Polizei, bei der ein Polizist ums Leben kam und Tamerlan Zarnajew in einem Schusswechsel getötet wurde.

Geschworene berieten 14 Stunden lang

Der heute 21 Jahre alte Zarnajew, ein Amerikaner tschetschenischer Abstammung, war im April in allen 30 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Auf 17 dieser Anklagepunkte stand die Todesstrafe.

Für eine Hinrichtung war Einstimmigkeit der zwölf Geschworenen in einem dieser 17 Punkte notwendig. Sofern diese sich gegen Zarnajews Exekution entschieden hätten oder sich in keinem der Punkte hätten einigen können, hätte er eine lebenslange Haftstrafe bekommen. Die aus sieben Frauen und fünf Männern bestehende Jury kam nach rund 14 Stunden Beratungen, die sich über drei Tage erstreckten, zu ihrer Entscheidung. Nach ihrem Entschluss wird Richter George O'Toole das Strafmaß bei einer späteren Anhörung erneut verkünden, bei dem auch Opfer des Anschlags anwesend sein können. Zarnajew wird dann auch die Gelegenheit haben, sich vor Gericht zu äußern.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Abschluss der Verhandlungen genutzt, um Zarnajew erneut als kaltblütigen Mörder und Terroristen darzustellen. Mit dem Anschlag habe er ein politisches Statement abgeben wollen. Es bestehe kein Zweifel daran, dass Zarnajew den Tod verdiene. Zu den Anklagepunkten zählte unter anderem der Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Staatsanwältin Carmen Ortiz sagte, Zarnajew werde "seine Verbrechen mit dem Tod bezahlen". Sie gestand aber ein, dass es "ein langer Prozess" bis zur eventuellen Vollstreckung des Urteils sein werde, da Zarnajew mehrfach Berufung einlegen kann.

Sein Vater will weiter kämpfen

Sein Vater Ansor sagte in der russischen Kaukasus-Republik Dagestan dem US-Fernsehsender ABC, er werde "bis zum Ende kämpfen". "Wir werden hoffen, wir hoffen noch. Es ist hart", sagte er. Zarnajews Strafverteidigerin Judy Clarke hatte bis zuletzt versucht, die Geschworenen milde zu stimmen. In ihrem Schlussplädoyer am Mittwoch hatte sie ihren Mandanten erneut als "verlorenen Jugendlichen" beschrieben, der von seinem sieben Jahre älteren Bruder Tamerlan zu der Tat angestiftet worden sei. Außer dem Bruder hatte sich auch die Mutter radikalisiert, während der Vater psychisch krank war. Nur eine Minderheit der Geschworenen erkannte aber mildernde Umstände an.

Opfer hoffen auf Vollstreckung der Todesstrafe

Einige der Opfer begrüßten das Urteil. "Völlig unter Schock: Ich erwarte mit Ungeduld den Tag, an dem es wirklich beendet ist", schrieb Rebekah Gregory auf Twitter, die bei dem Anschlag ein Bein verlor. "Meine Mutter und ich denken, dass er nun verschwinden wird und wir endlich die Seite umschlagen können. Gerechtigkeit. Wie er sagt 'Auge um Auge'", schrieb Sydney Corcoran, deren Mutter nach der Explosion beide Beine amputiert werden mussten.

Der Bundesstaat Massachusetts hatte die Todesstrafe in den frühen 1980er Jahren abgeschafft. Die bisher letzte Hinrichtung fand 1947 statt. Zarnajew muss sich jedoch nicht in einem staatlichen, sondern in einem Bundesverfahren verantworten, und das Bundesrecht erlaubt generell die Todesstrafe - also auch in Massachusetts. (dpa)

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