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Im Dauereinsatz - Nach dam Attentat in Kopenhagen bewacht die Polizei das Kulturcafé Krudttønden, wo Blumen zum Gedenken der Opfer niedergelegt wurden.

© Britta Pedersen, dpa

Attentat in Kopenhagen: Dänische Regierung verlangt Aufklärung von Sicherheitsbehörde

Die Ermittlungen zum Attentat in Kopenhagen gehen weiter. Der Sicherheitsdienst hat mehr gewusst als bisher gedacht und die Politik beginnt die Ereignisse nun für die eigenen Ziele zu instrumentalisieren.

Drei Tage nach dem Terroranschlag in Kopenhagen, hat der dänische Sicherheitsdienst PET eingeräumt, auf eine Radikalisierung des mutmaßlichen Attentäters von Kopenhagen Omar Abdel Hamid El-Hussein, hingewiesen worden zu sein.

Die Strafvollzugsanstalt, in der der 22-Jährige eine Haftstrafe verbüßte, habe bereits 2014 auf das "Risiko einer Radikalisierung" hingewiesen. Im Gefängnis hatte der Verdächtige, der am Sonntagmorgen von Polizisten erschossen worden war, von seiner Bewunderung für den Islamischen Staat (IS) gesprochen. Sein habe sogar auf einer Liste mit radikalisierten Häftlingen gestanden.

Nun will die Regierung in Kopenhagen prüfen lassen, ob es die Sicherheitsbehörden versäumt haben, den Warnungen nachzugehen. Der Sicherheitsdienst betont jedoch, keine Hinweise auf konkrete Pläne eines Attentats gehabt zu haben.

Ein 55-Jähriger Filmemacher war in der dänischen Hauptstadt am Samstag in einem Kulturcafé erschossen worden. Fünf Polizisten wurden bei dem Attentat verletzt. Kurz darauf wurde bei einem zweiten Anschlag ein Wachmann vor einer Synagoge getötet.

Am Montagabend fand in der Nähe des Kulturcafés eine Versammlung statt, an der rund 40.000 Menschen teilnahmen und der Opfer gedachten.

Derweil scheint die angemessene Zeit der Zurückhaltung in der Politik nun vorüber. Die rechtspopulistische Politikerin Aia Fog von der "Dänischen Volkspartei" (DF) nutzt das Attentat, um den Themen ihrer Partei neuen Nachdruck zu verleihen. Auf ihrer Facebook-Seite schreibt sie: „Wäre die Regierung nicht dagegen, kriminelle Ausländer auszuweisen, wie die DF es will, wäre der Terrorist nach seiner letzten Verurteilung (...) ausgewiesen worden.“ Die regierenden Sozialdemokraten und die Radikale Linke trügen deshalb eine Mitschuld an dem Terrorangriff.

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Während die Regierung nach dem Attentat für die Einheit wirbt, fürchten viele im Land, dass die Rechtspopulisten, die in den vergangenen Jahren mit einwanderungs- und islamkritischen Themen bei der Bevölkerung punkten konnten, nun noch mehr Zustimmung erhalten werden. Bei der Europawahl 2014 erhielt die DF bereits 26,6 Prozent der Stimmen.

Die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich weiterhin darauf, mögliche Komplizen des vermutlichen Attentäters ausfindig zu machen.

Bis zu 50 Polizisten durchkämmten in der Nacht zum Dienstag den Mjølnerparken im Stadtteil Nørrebro, wo der Attentäter gewohnt haben soll. Die Beamten hielten dort einen jungen
Mann in Tarnkleidung fest. „Wir suchen nun danach, was er weggeschmissen haben könnte, als er vor uns weggelaufen ist“, sagte ein Sprecher der Polizei. Dass die nächtliche Aktion mit den Attentaten zusammenhänge, bestätigte die Polizei aber nicht. (mit dpa)

Vera Weidenbach

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