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Politik: Attentat schürt Angst vor Mega-Anschlag

Tel Aviv . Mit einem fürchterlichen Terroranschlag in Israel haben palästinensische Extremisten versucht, auch die neueste amerikanische Vermittlungsmission zu torpedieren.

Tel Aviv . Mit einem fürchterlichen Terroranschlag in Israel haben palästinensische Extremisten versucht, auch die neueste amerikanische Vermittlungsmission zu torpedieren. Mindestens 17 Tote und mehr als 40 Verletzte forderte der Anschlag bei Meggido unweit der Westbankstadt Dschenin im Nordosten des Landes. Israelische Sicherheitskreise befüchten, dass das Attentat nur Vorbote eines offenbar geplanten, noch viel größeren Anschlags ist.

Direkt vor dem Gefängnis von Meggido, in dem zahlreiche verurteilte palästinensische Terroristen vielfach lebenslange Haftstrafen absitzen, brachte am frühen Morgen ein Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff beladenes Auto neben einem vollbesetzen Linienbus zur Explosion. Bei den meisten der 16 Opfer handelt es sich um Soldaten, die auf dem Weg zu ihren Basen waren. Auch der Attentäter kam ums Leben.

Die Palästinenserbehörde unter Jassir Arafat hat sich erneut vom Terrorakt distanziert, diesmal mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass weder sie noch ihre Sicherheitsorgane irgendetwas damit zu tun hätten. Israel machte Arafat persönlich und sein Regime verantwortlich. Am frühen Nachmittag attackierten israelische Kampfhubschrauber Ziele in Dschenin. Israelische Panzereinheiten rückten in die Stadt ein. Das Sicherheitskabinett wollte nach einer zweiten Sitzung am Abend operative Entscheide fällen. Ausdrücklich wurden von politischen Stellen in Jerusalem und von den Sicherheitsorganen zwei Möglichkeiten der Reaktion genannt: Die Besetzung der palästinensischen Städte im Westjordanland für mindestens mehrere Monate, bis ein Grenzzaun und Pufferzonen zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten errichtet sind, sowie die Verbannung Arafats ins Exil.

In Ramallah wurde bestätigt, dass der Chef des US-Geheimdienstes CIA, George Tenet, Arafat gewarnt habe: Würden die Terroranschläge fortgesetzt, so erhalte Israel freie Hand für Vergeltungsschläge. Tenet war am Vorabend abgereist, nachdem er separate Gespräche mit Arafat und den drei Sicherheitsdienstchefs Jibril Rajoub, Amin el-Hindi und Mohammed Dahlan geführt hatte. Arafat hatte Tenet seinen Reformplan für die Sicherheitsorgane vorgelegt, der wesentlich von Tenets Vorschlägen abweicht. So will Arafat die Anzahl der Sicherheitsorgane nur auf sechs halbieren, während Tenet verlangt, sie auf drei zu reduzieren.

Der Anschlag steht nach allgemeiner Auffassung in Zusammenhang mit der Tenet-Mission und der des US-Sondervermittlers William Burns. Während Tenet die Reformen in Arafats Regime durchdrücken will, versucht Burns alle potenziellen Teilnehmer für die von Colin Powell vorgeschlagene regionale Friedenskonferenz zu gewinnen, die für Ende Juli in der Türkei wahrscheinlich auf Außenministerebene geplant ist.

Die israelischen Sicherheitskreise haben offenbar konkrete Hinweise darauf, dass die unter sich koordinierten extremistischen Palästinenser-Gruppierungen sowohl islamischer als auch nationalistischer Ausrichtung einen strategischen Mega-Anschlag planen. Ein Versuch zu einem solchen Anschlag missglückte vor kurzem, als zwar eine Bombe in einem großen Treibstofflager nördlich von Tel Aviv an einem Tankwagen explodierte, jedoch glücklicherweise keine Kettenreaktion von Explosionen auslöste. Die hätte vermutlich eine riesige Feuerwalze verursacht, die Todesgefahr für Tausende von Menschen bedeutet hätte. Charles A. Landsmann

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