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Politik: Auch Ratschläge können Schläge sein (Kommentar)

So langsam schwant Gregor Gysi, was er angerichtet hat. Wie unvorbereitet er seine PDS in die neue Zeit schicken wollte, in die Zeit ohne Gregor Gysi.

So langsam schwant Gregor Gysi, was er angerichtet hat. Wie unvorbereitet er seine PDS in die neue Zeit schicken wollte, in die Zeit ohne Gregor Gysi. Und so redet der Vormann, als ob er erst jetzt - nach seinem angekündigten Rückzug - sagen darf, was er im Amt des Fraktionsvorsitzenden nicht konnte. Er redet über den Unsinn von Basisbeteiligung bei der Auswahl einer neuen Spitze, über strukturelle Reformen seiner Partei, über spannungsgeladene Auseinandersetzungen mit den Reform-Bremsern. Er redet wie ein Parteiführer: Doch hatten wir nicht eben noch gehört, dass Gysi ebenso wie der scheidende Parteichef Lothar Bisky gar nicht mehr führen will? Die Einmischung der weggehenden PDS-Spitzenpolitiker nährt die - nun anscheinend auch bei ihnen reifende - Erkenntnis, dass es ohne sie nicht geht. Jedenfalls noch nicht. Die Kandidaten aus der zweiten Reihe, die gerade den Spagat zwischen Verändern und Bewahren versuchen, haben lange nicht das Format der scheidenden Führungsleute. Die anstehenden Auseinandersetzungen innerhalb der Partei werden sie eher weniger denn mehr vorantreiben. Dabei sind sie für die PDS überlebenswichtig - mit Formelkompromissen kann sich die Partei nicht nach Gesamtdeutschland retten. Wenn überhaupt, können sich die neuen Führungsleute nur dann emanzipieren, wenn sie nicht schon als Kandidaten zweiter Klasse starten. Gerade deshalb aber ist das Verhalten des von Gysi und Bisky doppelt inkonsequent: ihr Rückzug ebenso wie ihre Zwischenbemerkungen. Die Partei lässt sich das bieten - und könnte ihre miserable Lage kaum besser dokumentieren.

m.m.

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